Berliner Eisbären wieder in freier Wildbahn

Schwedische Behörden stellen Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigungsverdacht gegen zwei Eishockeyspieler ein

STOCKHOLM taz ■ Die beiden Eishockey-Profis Yvon Corriveau und Brad Bergen von den Berliner Eisbären sind wieder auf freiem Fuß. Gestern wurde das Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Vergewaltigung einer Schwedin gegen sie eingestellt.

Laut der ermittelnden Staatsanwältin Pernilla Åström in der südschwedischen Kleinstadt Hässleholm beruht ihre Entscheidung auf dem Resultat von technischen Analysen einiger Proben, die bei einer Tatortuntersuchung gefunden wurden und welche sie „erst heute Vormittag erhalten habe“. Vermutlich handelt es sich um DNA-Analysen. Åström: „Diese Resultate stärken die Version der beiden Verdächtigten über den Handlungsablauf und schwächen gleichzeitig wesentlich die Angaben, welche die Anzeigeerstatterin machte.“

Aufgrund der jetzigen Erkenntnislage sei der Verdacht einer strafbaren Handlung nicht mehr vorhanden. Weder gegen die beiden Freigelassenen noch gegen dritte Personen. Sie werde die gesamte Voruntersuchung abschließen, da es auch keine anderen Verdächtigen mehr gebe. Eigentlich war für Mittwoch eine gerichtliche Anhörung über eine Fortdauer der Untersuchungshaft vorgesehen gewesen, die aber aufgrund der neuen Sachlage eine Viertelstunde vor ihrem Beginn abgesagt wurde.

Corriveau und Bergen waren am 23. August festgenommen worden und hatten die ganze Zeit ihre Unschuld beteuert. Nach schwedischem Recht können sie nun eine Entschädigung für die erlittene Untersuchungshaft fordern. In schwedischen Medien hatte, abgesehen vom eigentlichen Tatverdacht selbst, der Fall vor allem deshalb Verwunderung erregt, weil nicht nur die deutschen Medien, sondern auch der Eishockeyklub selbst unmittelbar mit den Namen der Festgenommenen an die Öffentlichkeit gegangen waren. In Schweden werden von den Medien erst nach Erhebung einer förmlichen Anklage Namen genannt.

Mit Erleichterung hat das Berliner Team die Nachricht von der Freilassung aufgenommen, die sie beim Training erreichte. „Der Mannschaft fiel ein Stein vom Herzen. Sie ist froh, dass jetzt alles vorbei ist und die Vorwürfe vom Tisch sind. Hinter dem Team liegen extrem schwierige Wochen. Es stand in dieser Zeit unter einem enormen psychischen Druck“, sagte Cheftrainer Pierre Pagé. REINHARD WOLFF