Neues Bali-Todesurteil

Indonesisches Gericht verhängt ein zweites Todesurteil wegen der Terroranschläge auf Touristen-Kneipen

BANGKOK taz ■ 11 Monate nach den Bali-Anschlägen hat ein indonesisches Gericht gestern den Islamisten Imam Samudra für die Planung der Attentate zum Tod durch Erschießen verurteilt. Die Richter in der Inselhauptstadt Denpasar sahen es als erwiesen an, dass der 33-Jährige Drahtzieher der Anschläge war. Samudra habe „bewusst einen terroristischen Akt vorbereitet“, so Richterin Ifa Sudewi. Er soll die Mittäter rekrutiert und die Anschlagsziele ausgewählt haben.

Mit diesem Strafmaß, das nur aufgrund eiligst nach den Anschlägen erlassener Anti-Terror-Gesetze möglich war, folgte das Gericht der Staatsanwaltschaft. Samudra zeigte keine Reue, vielmehr begrüßte er die Todesstrafe als Märtyrertum. Seine Anwälte kündigten Berufung an.

Samudra war fünf Wochen nach den Bombenanschlägen vom 12. Oktober verhaftet worden. Damals starben 202 Menschen, hauptsächlich ausländische Touristen. Der Computerexperte, den Ermittler stets als Mitglied der islamistisch-terroristischen Jemaah Islamiyah (JI) bezeichneten, hatte bestritten, Drahtzieher der Anschläge zu sein. Er zeigte sich aber „zufrieden“ darüber, dass so viele Ausländer starben. Lediglich den Tod von 38 Indonesiern bedauerte er. Den Prozess nutzte Samudra für antiwestliche Slogans. Am 7. August hatte schon der Mechaniker Amrozi wegen der Bomben die Todesstrafe erhalten.

Der in Afghanistan als Bombenbauer ausgebildete Samudra soll Schüler von Abu Bakar Baschir gewesen sein, dem mutmaßlichen spirituellen Führer der JI. Bashir wurde letzte Woche in Jakarta wegen Beteiligung am Landesverrat zu 4 Jahren Haft verurteilt. Der 65-Jährige kündigte Berufung an. Die legte am Montag auch die Staatsanwaltschaft ein, die ursprünglich 15 Jahre Haft gefordert hatte.

Im Fall Baschir hatte mangelnder Zugang zu US-Geheimdienstmaterial und zu Zeugen, die sich im US-Gewahrsam befinden, die Beweisführung erschwert. Zudem leugnete er jegliche Verantwortung. Die meisten Bali-Attentäter hingegen brüsteten sich der Tat, strittig war nur ihre Rolle. In Bali sind die Richter noch stärker ausländischem Druck ausgesetzt, harte Strafen zu verhängen. Was sie bei Baschir nicht vermochten, suchen sie in Bali zu zeigen: dass Indonesien konsequent gegen Terror vorgeht. NICOLA GLASS