Geplanter Erfolg

Drittligist Paderborn schlägt im DFB-Pokal den HSV. Spieler und Verantwortliche hatten den Erfolg eingeplant

PADERBORN taz ■ Nein, Mitleid mit seinem Ex-Verein hatte Paderborns Trainer Pavel Dotchev nicht. Acht Bundesligaeinsätze für den HSV schienen bei Dotchev keine großen Spuren hinterlassen zu haben. Nach dem Erstrundensieg im DFB-Pokal des SC Paderborn 07 über den noch zwei Klassen höher angesiedelten Hamburger Sportverein überwog die Freude. „Was zählt ist der Sieg“, sagte Dotchev. Am Ende hieß es 4:2 für den Regionalligisten.

Von Sensation auf der einen oder Blamage auf der anderen Seite zu sprechen wäre übertrieben. Der SC Paderborn steht nach vier Spieltagen der Regionalliga Nord auf einem Aufstiegsplatz, der Hamburger SV ist Tabellenletzter der Bundesliga. „Den Sieg hatten wir durchaus erwartet“, sagte Angreifer Alexander Löbe und brachte damit das Paderborner Selbstverständnis auf den Punkt. Im Spiel machte der Regionalligist sogar einen 0:2-Rückstand wett. Sollte es in der laufenden Saison so weiter gehen, trifft man sich in der nächsten Saison wieder – dann geht es um Meisterschaftspunkte.

Dass der Sieg unter anderem durch zwei zweifelhafte Elfmeter zustande kam, trübte die Freude nicht. Guido Spork verwandelte zwei mal sicher. Den Rest besorgten Daniel Cartus und Rene Müller. „Der Unterschied zwischen den Spielklassen ist nicht so groß wie man meint“, glaubt Alexander Löbe. Das Tainigspensum sei durchaus vergleichbar. Löbe muss es wissen. Mit dem MSV Duisburg oder der SG Wattenscheid kickte er schon in der ersten und zweiten Bundesliga. Und das ist auch mittelfristig das Ziel des ambitionierten Vereins. „Der Pokal ist aber nur die Zugabe, wichtiger ist die Meisterschaft“, sagt Pavel Dotchev. Am Mittwoch geht es im Liga-Alltag zur U23 des 1.FC Köln.

7.027 Zuschauer wie am Samstag, werden die Paderborner im Hermann-Löns-Stadion nicht mehr allzu oft begrüßen können. Die Stadt hat kürzlich grünes Licht für ein neues, bundesligataugliches Stadion gegeben. Und auch der Kader wurde unter Zweitligabedingungen zusammengestellt. Neben dem bereits erwähnten Löbe, wurden vor der Saison auch der ehemalige Bochumer und Oberhausener Spieler Rene Müller verpflichtet. Hinzu kommen Ex-Profis Thijs Waterink, Daniel Cartus und Georgi Donkov – immerhin Uefa-Cup-Teilnehmer mit dem VfL Bochum. Ostwestfalen rüstet auf.

Von großer Fußballtradition kann in und um Paderborn natürlich nicht die Rede sein. Lediglich der mittlerweile im SC Paderborn 07 verschwundene TuS Schloß Neuhaus tauchte irgendwann einmal im Profifußball auf. In der Zweitligasaison 1982/83 belegte Schloß Neuhaus hinter dem FC Augsburg, der Spvgg Fürth und dem FSV Frankfurt den 20. und letzten Tabellenplatz. 22:54 Punkte. Sieben Siegen standen 23 Niederlagen gegenüber. Immerhin blieben die Teil-Paderborner die letzten vier Spiele ungeschlagen. Darunter auch Erfolge gegen Rot-Weiß Essen und den MSV Duisburg. Es spricht vieles dafür, dass die Paderborner in der nächsten Saison an diese Serie anknüpfen können. Der Pokal sollte eigentlich genügend Appetit gemacht haben. HOLGER PAULER