was macht eigentlich... Sissi Perlinger?
: Theater spielen in Preußen

Extra aus München wurde Sissi Perlinger nach Berlin eingeflogen. Hier soll die Kabarettistin durch ihre schiere Persönlichkeit ausgerechnet dem Berliner Hansa-Theater wieder auf die Beine helfen. Denn unglücklicherweise wurde dort zuletzt Boulevardtheater in solch abgeschmackter Form gegeben, dass der Ruf der Berliner, ein originäres Schnauze-mit-Herz-Wesen zu sein, auf der Kippe stand.

Allen Beteiligten schien es deshalb vor ein paar Monaten richtig, das Etablissement zu schließen. Aber die Hauptstadt so ganz ohne das Seichte, das war dann auch nichts: Ein Bayernimport wie Perlinger – die im Stück weder „icke“ noch „dette“ sagen muss – kam als erste Hilfe gerade recht. Denn ihre Blicke und Körperverdrehungen sprechen, was überraschen mag, immerhin eine überregionale Sprache: Ihr Nagelgekaue setzt Akzente perfekter Verlegenheit. Ihr Charleston, in roten Stöckelschuhen getanzt, wird zum Inbegriff der Verruchtheit. Die drei prototypischen Momente – Schmeichelei, Verruchtheit und Verlegenheit – die Perlinger darzustellen weiß, sind die Eckpfeiler des ersten Stückes „Von allen guten Geistern verlassen“ im wiedereröffneten Hansa-Theater, das nun neudeutsch „HT21“ heißt. Eine Körpertauschgeschichte ist es, in der eine transusige Perlinger am Anfang zu einer exaltierten Perlinger wird. Weil sich die Peinlichkeiten, die dümmlichen und allzu frauenfeindlichen Witze in Grenzen halten, ganz im Gegenteil sogar mitunter von Herzen gelacht werden kann, wird am Ende auch in Preußen alles wieder gut. WS FOTO: PROMO