dieter eilts, ex-trainer von hansa rostock
: Am Jugendstil verschluckt

Ganz am Ende stolperte er über die Ironie. Denn es war ausgerechnet ein Klub aus dem Norden, der das einzige Deichkind des deutschen Profifußballs über die Planke gehen ließ. Nach der 2 : 3-Niederlage am Hamburger Millerntor wurde Dieter Eilts als Trainer von Hansa Rostock entlassen – nach nur 104 Tagen. Auch, weil der stoische Ostfriese sich nie an die besonderen Gegebenheiten anpassen konnte.

Eilts ist als Trainer nicht anders, als er es als Spieler war. Er ist ein Arbeiter, kein Pelzmantel tragender Zeremonienmeister. Doch er ist eben auch kein Motivationskünstler wie Peter Neururer. Er ist im Grunde genommen der erste Mann fürs zweite Glied. In Rostock sollte er die Hansa-Kogge, die im Mittelfeld der Zweiten Liga auf Grund gelaufen war, wieder auf Kurs bringen.

Der 44-Jährige ist dieser Aufgabe mit dem ihm eigenen Urvertrauen in die Heilungskräfte der Jugend begegnet. Er suspendierte Führungsspieler wie den Brasilianer Gledson, setzte dafür auf Talente wie den erst 17-jährigen Felix Kroos oder Kevin Schindler und wirbelte so die Hierarchie der Mannschaft durcheinander. Hansa erlitt ein Schleudertrauma. Und nicht einmal vier Monate später steht Rostock am Abgrund: der Drittklassigkeit.

Das Modell Eilts ist gescheitert. Und Dieter Eilts, der selbst von einem Desaster spricht, musste erkennen, dass sich das Konzept der totalen Jugendkultur nicht ohne Nebenwirkungen auf einen Profiverein übertragen lässt: Als Trainer der Bremer A-Jugend und der deutschen U 21 hat er den Mut bewiesen, auch auf unerfahrene Spieler zu setzen. Allerdings im abgeriegelten Raum des Jugendstils, in dem Talente nur gegen Talente antreten. In Rostock aber herrschte das raue Klima des Klassenkampfs – und Eilts’ Friesennerz bekam Löcher, die nicht einmal mehr mit Stoik zu stopfen waren. LV

Fotohinweis:DIETER EILTS, 44, hat jetzt erst mal wieder viel Zeit für Deichspaziergänge im heimischen Ostfriesland. FOTO: DPA