Gerührt und geschüttelt

„Aloe weeer?“ – war bis vor gar nicht langer Zeit eine häufig gestellte Frage. Nun erobert die stachelige Pflanze die Bar-Tresen als Vitaldrink und Cocktail: Aloe-Vera-Kompositionen sind angesagt

Bargäste werden experimentierfreudig und gieren nach exotischen Zutaten

von PIA M. SOMMER

Der Name prädestiniert sie geradezu für Cocktails. Aloe Vera klingt nach Südsee, Sonne, weißen Stränden, grünen Palmen. Dabei ist die Pflanze perfekt an karge und trockene Gegenden angepasst. Da sie in Spanien, Brasilien oder Australien oft lange ohne Regen auskommen muss, hat sie die Fähigkeit entwickelt, Wasser und Nährstoffe zu speichern. Die Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme, die Wissenschaftler in der „Aloe bardadenis miller“ gefunden haben, hat der Aloe Vera zu einem wahren Boom in der Kosmetikindustrie verholfen. Doch wahre Schönheit kommt ja bekanntlich von innen. Deshalb tischen immer mehr Hersteller Aloe-Vera-Saft auf. Täglich getrunken, soll das Gel den Körper revitalisieren. Wissenschaftlich belegt ist das bislang nicht. Aber Abwechslung kann Aloe Vera auch ohne wissenschaftlichen Beleg ins Glas bringen: als bunter Vitaldrink oder gepflegter Cocktail.

Leicht bitter im Geschmack lässt sich Aloe-Vera-Gel gut mit Fruchtigem oder Herzhaftem mischen: als Frühstücksdrink mit Kürbis und Ingwer oder mit Orangensaft, als Erfrischung zwischendurch mit Salatgurke oder mit Apfel und Honigmelone, als abendlicher Absacker mit Waldbeeren oder Kokosnuss. Manchen Aloe-Mixturen wird sogar eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt, wie dem Shake „Venuskelch“, bei dem Aloe-Vera-Gel mit Tomaten, Paprika und grünem Pfeffer gemischt wird oder dem Aloe claire Kamasutra mit Karottensaft.

Aloe-Vera-Drinks haben das Zeug, neue In-Getränke zu werden, besonders die Varianten ohne Alkohol. Eine Umfrage in italienischen Bars zeigte gerade, dass die Gäste auf Drinks ohne oder mit wenig Alkohol umschwenken. Zudem werden sie experimentierfreudiger und gieren nach exotischen Zutaten wie Ingwer, Rosenblüten oder Lorbeeren. Auch in diese Reihe passt Aloe Vera gut. Aber nicht nur Fitnessfans, auch Freunde des Alkohols schlürfen Aloe-Vera-Kreationen: Sektsorbet mit Aloe-Vera-Eis, Aloe Heavyweight oder Aloe Gin Orange.

Die stachelige Pflanze hütet in ihrem Inneren allerdings nicht nur segensreiche Wirkstoffe, sondern auch Substanzen, die einem das Leben – zumindest zeitweise – zur Hölle machen können: Die äußeren Blatteile enthalten nämlich Stoffe, die Apothekern wohlbekannt sind. Sie regen die Darmtätigkeit an und werden daher pflanzlichen Abführmitteln beigemischt. Um solche unbeabsichtigten Nebenwirkungen zu verhindern, muss das Pflanzenmark sorgfältig herausgeschält wird. Dann wird das rasch oxidierende Gel haltbar gemacht. Schonende Verfahren wie Pasteurisierung sorgen dafür, dass die Vitamine und Mineralstoffe erhalten bleiben. Verbraucher, die auf natürliche Ware Wert legen, können sich beim Kauf von Aloe-Vera-Gel an zwei Gütesiegeln orientieren. Das Biosiegel und das Neuform-Zeichen garantieren einen biologischen Anbau sowie kontrollierte Rohware und Verarbeitung.

Aloe-vera-Pflanzen lassen sich übrigens auch auf dem heimischen Fensterbrett oder Balkon ziehen. Und mit einem kühlen Aloe Colada in der Hand lässt sich auch im Herbst zu Hause prima von Südsee, Sonne, weißem Strand und grünen Palmen träumen.

Buchtipp für nichtalkoholische Aloe-Vera-Drinks: Yrkia-Astrid und Karl- Heinz Mattern: „Aloe Vera. Cocktails und Vitaldrinks“. Umschau-Buchverlag, Frankfurt 2003. Hardcover, Preis: 24,90 €