Präsenter als die Bayern

An Ruhe ist beim VfL Wolfsburg derzeit nicht zu denken. Immerhin konnte man den Titelverteidiger Werder Bremen mit 2:1 schlagen

von PETER AHRENS

Eigentlich hätten alle Verantwortlichen beim VfL Wolfsburg in dieser Woche hochzufrieden sein müssen. Der VfL hat selbst die Bayern aus den Schlagzeilen verdrängt, über keinen Verein wurde mehr geredet als über die Niedersachsen, „wir waren in allen Medien – leider mit nicht so erfreulichen Nachrichten“, sagt Vereinssprecher Kurt Rippholz. Das Pokal-Aus am grünen Tisch durch den Einsatz des gesperrten Marian Hristov, der danach folgende Rücktritt von Manager Peter Pander, neue Wechselgerüchte um den argentinischen Spielmacher D‘Alessandro: seit dem vergangenen Samstag kam es hart auf hart für den VfL. Schlechter konnte die Vorbereitung auf das Spiel beim Deutschen Meister Werder Bremen gar nicht sein.

Für Pander war am Dienstag nach 13 Jahren Schluss, zu viel hatte sich in der jüngeren Vergangenheit angesammelt, als dass der Sponsor VW noch die schützende Hand über den emsigen Geschäftsführer halten wollte. Dem Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Klaus Sander war Pander als der sportliche Leiter in der Geschäftsführung ohnehin nicht mehr uneingeschränkt genehm gewesen. „Was bei dem Vieraugengespräch zwischen Pander und Sander am Dienstag genau vorgefallen ist, entzieht sich meiner Kenntnis“, so Rippholz diplomatisch. Man kann es ahnen. Sander dürfte Pander die Liste der Pannenserie der vergangenen zwei Jahre präsentiert haben. Die Aufstellung Hristovs im Pokal war da nur die Kür.

Zuvor hatte es zwischen Verein und DFB ein Hickhack um die Spielberechtigung dreier Akteure bei den Amateuren gegeben. Dass D‘Alessandro gegen den Willen des Vereins zu Saisonbeginn nicht in Wolfsburg, sondern bei den Olympischen Spielen in Athen auflief und dem VfL damit der wichtigste Mann im Team fehlte, gehört in diese Reihe. Ebenso wie das peinliche Aus im UI-Cup vor Saisonstart. Sander dürfte auch an das Theater um den ehemaligen Trainer Jürgen Röber gedacht haben, der Pander in herzlicher Abneigung verbunden war. Der Manager hat es während der gesamten Amtszeit Röbers nicht geschafft, ein normales Arbeitsverhältnis zwischen sich und dem Coach herzustellen. Und schon die Verpflichtung Röbers nach dem Abgang von dessen Vorgänger Wolfgang Wolf verlief unprofessionell.

An den meisten dieser Ereignisse trug Pander keine persönliche Schuld, sie fiel aber in seinen sportlichen Verantwortungsbereich und konnte dem Volkswagen-Konzern, der nach außen Seriosität und Kontinuität auszustrahlen trachtet, nicht gefallen. Und der Manager selbst ahnte wohl, dass ein weiterer Fauxpas sein Image in der Liga nachhaltig schädigen könnte. Der einflussreiche ehemalige Aufsichtsrat Wolfgang Heitmann hatte nach dem Pokal-Aus bereits als Erster das Halali auf Pander eröffnet. Durch den schnellen Rücktritt blieb ihm wenigstens erspart, wochenlang im Zentrum einer Personaldebatte zu stehen.

Die Nachfolgefrage dürfte sich hinziehen. Geschäftsführer Klaus Fuchs hat noch am Freitag angekündigt, dass es Herbst werden kann, bis der neue Mann präsentiert wird. „Wir müssen jetzt erst einmal eine Bestandsaufnahme machen und fragen: Was wollen wir eigentlich?“, so Rippholz. Rudi Völler, Reiner Calmund – die Namen, die zuletzt in Wolfsburg fielen, haben mit der Realität reichlich wenig zu tun. „Das muss man aushalten, dass jetzt Namen rauf und runter in die Zirkusmanege geworfen werden“, sagt Rippholz.

Dass die Mannschaft der Trubel der Woche unbeeindruckt gelassen hat, war nicht zu erwarten. Alle Spieler haben ihre Verträge mit Pander ausgehandelt, er war ihr Ansprechpartner im Verein. Kapitän Stefan Schnoor hat jedenfalls gesagt, dass „dies kein Alibi für eine schwache Leistung gegen Werder“ sein könne, „wir haben schließlich einen Job zu machen“.

Inwiefern D‘Alessandro diesen Job beim VfL noch tun wird, das ist weiterhin offen. Der Argentinier kehrt in der nun kommenden Woche aus Athen zu den Wölfen zurück. Verhandlungen mit La Coruna, wie zuletzt vermeldet, gibt es nach Kenntnisstand des VfL derzeit aber nicht. Man gehe davon aus, dass man „bei diesem Thema erst einmal ein paar Monate Ruhe haben wird“, sagt Rippholz. Ruhe und Wolfsburg – im Moment scheint das wenig zueinander zu passen.