Fluglinien sparen, Tickets werden teurer

Lufthansa und andere Linien streichen Provisionen für Reisebüros. Diese legen ihre Kosten mit neuen Vermittlungsgebühren auf die Verbraucher um. Vorteile für große Ketten, Schwierigkeiten für kleine Verkäufer

BERLIN taz ■ Als die Lufthansa angekündigt hatte, Reisebüros keine Provisionen für verkaufte Flugtickets mehr zu zahlen, beschwerte sich die Branche bitterlich. Drei Tage verkauften die Reisebüros aus Protest keine Lufthansa-Tickets mehr. Seit gestern macht die Fluglinie Ernst und spart die Verkaufsprovisionen ein. Durch die Neuregelung wird Fliegen für die Kunden teurer.

Die Reisebüros verlieren durch die Provisionen eine Sicherheitsdeckung, mit deren Hilfe die Betriebe bislang ihre Kosten bestritten. Schon die Provisionen von rund 5 Prozent seien kaum kostendeckend gewesen, erklärt der Verband Deutscher Reisebüros (DRV). Die Folge: Die Preise der Tickets sinken nicht, wohl aber schlagen die Reisebüros künftig eine Vermittlungsgebühr auf die Rechnung auf. Für die Endverbraucher steigen damit die Kosten des Fliegens. Anhand der Vermittlungsgebühr werden die Kunden eine Auswahl zwischen teureren und billigeren Reisebüros treffen können. Diese könnte die kleineren Büros benachteiligen und den großen, die Tickets vornehmlich über das Internet vertreiben, Vorteile verschaffen. Rund 4.500 Reisebüros in Deutschland sind von der Neuregelung betroffen. Für Lufthansa werden die Einsparungen bei 100 Millionen Euro liegen, beim Verbraucher werden die Mehrkosten pro Reise zwischen 30 und 50 Euro liegen.

Tobias Jüngert vom Reisebüroverband DRV sagt, dass die Deutschen bei der Urlaubsbuchung immer noch eine persönliche Beratung vorziehen. So wurden 92 Prozent aller Lufthansa-Flüge und 98 Prozent aller Pauschalreisen in stationären Reisebüros gebucht. Nach Einschätzung von Experten befürchten viele Deutsche, ihre Kreditkartendaten dem Internet preiszugeben. Angesichts knapper Kassen bei Privathaushalten und Unternehmen könnte sich das Konsumverhalten allerdings schnell ändern.

Große Fluglinien wie Lufthansa, SAS, Iberia und United Airlines bieten ihre Flüge über die eigenen Portale an. Auch Online-Reisebüros haben in den letzten Jahren ihren Service kontinuierlich verbessert und bieten zunehmend Rundum-Pakete an, die es bisher nur im Reisebüro gab. Doch auch online werden Service-Aufschläge fällig.

Der Kampf um die Gunst des Kunden wird sich nun zwischen den großen Fluglinien, die sich zu Alliancen zusammengeschlossen haben, und den Billigfliegern, die weiterhin Provisionen an die Reisebüros zahlen wollen, abspielen.

Die Reisebüros fürchten nun, dass viele Fluglinien dem Beispiel der Lufthansa folgen könnten. Bis Februar kommenden Jahres werden das laut DRV 21 Fluggesellschaften sein. Deutschland verfügt mit 17.000 Reisebüros über ein sehr dichtes Netz und liegt im europäischen Vergleich damit ganz vorne. Eine natürliche Auslese würde somit zu einer Angleichung führen. Der Verband Deutscher Reisebüros hat unterdessen bereits rechtliche Schritte gegen die Lufthansa in die Wege geleitet.BERT BUGDAHL