Der Parteiprovokateur

Neu-CDUler Oswald Metzger stellt mit Unions-Altvater Schäuble sein neues Buch vor. Ein Ortstermin

Jetzt sind sie also Parteifreunde, Freunde qua Parteibuch. Oswald Metzger, das politische Stehaufmännchen, seit knapp einem Jahr CDU-Mitglied, gerne provokant-unbequem, und Wolfgang Schäuble, der Berufspolitiker schlechthin, seit 44 Jahren in der Union, so lange im Bundestag wie keiner sonst. Metzger stellt sein neues Buch vor und die Leseempfehlung kommt vom Bundesinnenminister, der neben ihm auf dem Podium sitzt. Es ist so wie eine etwas distanzierte Begrüßungsumarmung der Partei, in der sich Metzger, der Ex-Grüne, noch nicht recht willkommen fühlt, wie er im Nachwort seines Buches „Die verlogene Gesellschaft“ schreibt.

Die Bürger lassen sich bereitwillig von den Politikern betrügen – und bringen sich so selbst um Reformen. Darum geht es in Metzgers Buch und das klagt er auch live mit Furor an, genauso wie die Gier der Anleger nach immer höheren Renditen und die Fehler des Staates. „Ich flippe zurzeit schier aus“, sagt Metzger und geißelt die „Versuchung, an einem Hebel zu drehen, der Hyperinflation heißt“, ebenso wie jene, die alles und jeden retten wollen. Schäuble lässt Metzger toben, erdet dessen Vorwürfe mit Poesiealbumssprüchen wie: „Der Mensch, das ist auch der Erbsünde geschuldet, ist zum Guten begabt und zum Schlechten auch.“ Und lobt. Metzger sei einer gewesen, „dem wir aufmerksamer zugehört haben als anderen im Parlament“. Und das Buch sei es wert, dass es zur Kenntnis genommen wird.

Sie werfen sich die Bälle zu, der Katholik und der Protestant, der Provokateur und der Abgeklärte, der Oberschwabe und der Freiburger. Sie verfallen ins Schwäbeln, zitieren fröhlich Keynes, Popper, die Freiburger Schule, Max Weber. Wenn Metzger „meine Partei“ munter kritisiert, etwa der Kanzlerin fehlende Empathie vorwirft, preist Schäuble Angela Merkels Intelligenz und ihre Glaubwürdigkeit.

Wo Metzger die Mitte der Gesellschaft den Volksparteien von der Fahne gehen sieht, gibt Schäuble den Optimisten. Der werde die Wahl gewinnen, dem die Menschen vertrauen. Dafür können sie bei der Union einen ganz gut gebrauchen, der so redet, dass man immer ein volles Bierzelt jubeln hört, selbst wenn man in dem Wust an Wissen und Zahlen nur grob versteht, was er meint. Einen, der ausspricht, was der Partei fehlt. Mit solchen neuen Mitstreitern, sagt Schäuble, „können wir bald vor Stärke nicht mehr laufen“. Zum Schluss zitiert der Minister Hölderlin: „In der Gefahr wächst das Rettende.“ Und das Einende. DAZ