Das Dorf am Rhein will dörflich bleiben

Die Kölner Verwaltung will ihre Bebauungspläne für eine Kuhwiese in Weiß gegen den Willen der Bürger vor Ort durchdrücken. Die wollen lieber ein Wohngebiet, das mit seinem „dörflichen Charakter“ zum Rest des Örtchens passt

KÖLN taz ■ Alle Parteien versprechen in diesen Tagen vor der Kommunalwahl, die Bürger besonders ernst zu nehmen. Doch nicht immer hat das auch etwas mit der Realität zu tun. Diese Erfahrung mussten zum Beispiel die Mitglieder der Dorfinitiative im schicken Rhein-Vorort Weiß im Süden Kölns machen. Konkret geht es dabei um die Bebauung eines „Kuhwiesen“-Geländes.

In einer Vorlage der Stadtverwaltung, die noch vor der Wahl durchgepeitscht werden soll, wird der Plan einer maßvollen Bebauung, die sich an die örtliche Struktur anpasst, abgewiesen. „Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf der Bezirksvertretung“, heißt es in einer Erklärung, die Dirk Weinspach im Namen der Weißer Dorfiniative veröffentlicht hat.

Es ist aber unsicher, ob die Politiker sich den Bürgerwünschen anschließen. Schließlich hat die Verwaltung nach Angaben der Initiatoren noch nicht einmal mit ihnen gesprochen. Dabei hatten sie zusammen mit Architekten umfangreiche Neu-Vorschläge gemacht. Unter Federführung des renommierten Architekturbüros Böhm hatten die Bürger die Verwaltungsvorschläge als „gleichmäßiges und charakterloses Fortstricken umliegender Siedlungsstruktur ohne Bezug zum Ortskern“ zurückgewiesen. Es solle lieber ein neues Wohngebiet mit eigenem dörflichen Charakter und „hohem Wiedererkennungswert“ geschaffen werden. Die vorhandene Bebauung solle dabei aufgegriffen werden und es sollen „Plätze und Kommunikationsräume“ entstehen. Größere zusammenhängende Gärten werden ebenso gefordert.

Bei der Planung der Parkplätze setzen sich die Bürger dafür ein, dass nicht zu viel Fläche versiegelt wird. Der Investor für die Neu-Bebauung habe sich damit auch einverstanden erklärt. Gärten sollen nach Vorstellung der Anlieger nicht an den Straßen, sondern in den ruhigeren Innenhöfen angelegt werden. Statt bloß den vorhandenen Spielplatz zu erweitern, wünschen sich die Bürger einen zentralen Platz, der auch besser von den umliegenden Häusern eingesehen werden kann.

Die Verwaltung kann sich mit den alternativen Vorschlägen durchweg nicht anfreunden. In ihrer Stellungnahme verkehrt sie manche der Hinweise sogar ins Gegenteil. Im übrigen habe der „Vorhabenträger“ erklärt, dass er den Alternativentwurf nicht realisieren werde.

Trotzdem wollen die Weißer Bürger weiter kämpfen: Für den heutigen Donnerstag laden sie zu einer Initiativ-Verhandlung über die Bebauung des „Kuhwiesen“-Geländes ein. Zu dem Treffen um 20 Uhr in der Weißer Grundschule sind alle Interessierten eingeladen. Kommunalpolitiker sollen auch anwesend sein. Vier Tage später werden sie dann in der Bezirksvertretung Rodenkirchen über das weitere Schicksal des Projekts zu beschließen haben. Frank Überall