Kampf um Angolas Diamantenminen

Angola startet neue Massenausweisung „illegaler“ Schürfer nach Kongo. Diesmal schießen die Kongolesen zurück

BERLIN taz ■ In Angolas Diamantengebieten hat eine neue Jagd auf Ausländer begonnen. Seit einigen Tagen würden Nichtangolaner aus den Minen wieder über die Grenze in die Demokratische Republik Kongo abgeschoben, erklärte das kongolesische Innenministerium am Dienstag. Man rechne mit 600 Ankömmlingen pro Woche.

Bereits zwischen Dezember 2003 und Mai 2004 hatte Angola rund 120.000 kongolesische Schürfer aus den diamantenreichen Flusstälern im Nordosten Angolas wegen „illegaler Tätigkeit“ nach Kongo abgeschoben – Teil einer Reform der Diamantenindustrie, mit der das Schürfen und der Handel von Diamanten im als illegal definierten informellen Sektor ausgemerzt werden soll. Viele der Abgeschobenen wurden gefoltert und mussten sämtliche Habe zurücklassen. Im Mai hatte Angola die Ausweisungen unterbrochen.

Diesmal lassen sich die Kongolesen offensichtlich nicht widerstandslos verjagen. Nach angolanischen Angaben sind bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und bewaffneten Kongolesen in der Diamantenprovinz Lunda Norte im Laufe der letzten Woche zahlreiche Menschen getötet worden. Allein in der Stadt Dundo seien zehn angolanische Polizisten und drei Kongolesen ums Leben gekommen, sagte ein angolanischer Armeeoffizier. „Die militärische und politische Lage verschlechtert sich jeden Tag“, fügte er hinzu. Ein regionaler Politiker sagte, die Polizei habe versucht, die Kongolesen aus einer Diamantenmine 40 Kilometer außerhalb von Dundo zu vertreiben.

Die bewaffneten Kongolesen gehören zu den so genannten Katanga-Tigern – Resten der Armee des in den 60er-Jahren kurzzeitig unabhängigen Katanga, die sich damals nach Angola rettete. Kurz nach Angolas Unabhängigkeit 1975 waren bewaffnete „Katanga-Tiger“ mehrfach als Rebellen in ihrer alten Heimat eingefallen, um den dortigen Diktator Mobutu zu stürzen. Sie wurden durch eine Militärintervention Frankreichs wieder vertrieben. Am Sturz Mobutus 1997 und den nachfolgenden Kriegen waren die „Tiger“ erneut beteiligt. Ihr Status in Angola wurde nie endgültig geklärt. Sie lebten von der Diamantensuche, der Angola jetzt mit Gewalt ein Ende setzen will. DOMINIC JOHNSON