wissenswertes
: Zwangsgrinser

Hätten Sie’s gewusst? 125.000 Liter Äppelwoi hat Heinz Schenk, der berühmteste Breitmaulfrosch Hessens, in 21 blauen Bocksjahren eingegossen. Frank Elstner trägt eine Fensterglasbrille, um von seinem Glasauge abzulenken. Und das große Hobby von Kurt Felix ist es, Autobahnen abzuwandern, bevor sie für den Verkehr freigegeben werden.

Keine Bange: Muss man nicht wissen. Kann man nachschlagen, im „Lexikon der TV-Moderatoren“ vom Populärverlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, der alles von A bis Z ordnet, was sich zwischen zwei Taschenbuchdeckel pressen lässt. Zustande kamen so ein Lexikon des Horrorfilms, ein Lexikon der Prostitution und ein Sadomaso-Lexikon. Ein Umfeld, in dem sie gut aufgehoben sind, die Ins-Mikro-Sprecher und Vom-Teleprompter-Ableser der vergangenen 50 Fernsehjahre. Also haben Michael Völkel und seine Koautoren das Munzinger-Archiv durchforstet, Zeitschriften gesichtet und ein bisschen ferngeguckt. Bei Details wurde hin und wieder geschludert: Kulenkampff ist nicht, wie behauptet, in Bremen gestorben, sondern in seinem Haus bei Salzburg; Elstners letztes „Wetten, dass …?“ war nicht 1986, sondern 1987 – Schwamm drüber. Gelungen ist das Buch dort, wo die Autoren ihre eigene Zuguck-Erfahrung einbringen. Wo sie die Eigenheiten der Fernsehnasen beschreiben, deren Mimik und Gestik. Wo der Hämekübel ausgeleert wird – über Karl Moik („Hat mit echter Fröhlichkeit so viel zu tun wie eine grün gestrichene Betonfläche mit einer blühenden Wiese“) oder Thomas Ohrner („Sein Bedürfnis, in die Kamera zu grinsen, ist geradezu zwanghaft“).

Oder im umgekehrten Fall: Wenn der Lexikonartikel zu einer kleinen Liebeserklärung gerät wie beim seligen Wim Thoelke, dem Show-Beamten, dessen monotones, schier scharpingeskes „Riiiisikooo“ einem noch heute in den Ohren dröhnt – der in jungen Jahren jedoch ein gar lustig innovativer Fernsehmann war. Doch manchmal haben die Autoren nichts zu sagen, aber noch ein paar Zeilen zu füllen. Dann kommen Sätze zustande wie bei Wickert, Ulrich: „In seiner Freizeit treibt der James-Bond-Fan gern Sport.“

ALEXANDER KÜHN

Michael Völkel: „Das Lexikon der TV-Moderatoren“. Schwarzkopf & Schwarzkopf