Kulanz beim Turmbau

Moschee-Neubau: Der Streit um die religiöse Überhöhung zweier Türmchen und einer Kuppel ist beigelegt. Fürs Erste

Obwohl die Türkisch-Islamische Gemeinde munter gegen Bauvorschriften verstoßen hat, darf die Moschee am Columbiadamm wahrscheinlich bleiben, wie sie ist. Die Bauherren müssen ein verhältnismäßig geringes Bußgeld von 80.000 Euro bezahlen. Mehr als sechsmal so viel hätte das Bauamt von der islamischen Gemeinde kassieren können.

„Für einen gemeinnützigen Verein sind 80.000 Euro eine saftige Summe“, sagte Stefanie Vogelsang (CDU), Baustadträtin von Neukölln, gestern nach den Verhandlungen mit den Bauherren, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), und dem Religionsattaché der türkischen Botschaft. Der Trägerverein hatte mehrmals betont, die Strafe nicht zahlen zu können. Die Ditib hätte zudem endlich „eingesehen, dass sie einen Fehler gemacht hat und dass Baurecht nicht diskutabel ist“, sagte Vogelsang.

Anfang August hatten amtliche Vermesser festgestellt, dass die Minarette der Moschee nördlich des Flughafens Tempelhof mehr als acht Meter höher sind als erlaubt. Auch die Kuppel wurde höher gebaut als genehmigt. Ungeschickt war es zudem, Schildpatt und Elfenbein in die Moscheetüren einarbeiten lassen. Die Verwendung dieser Baustoffe ist aus Tierschutzgründen „strikt verboten“, sagte Vogelsang. Die Türen wurden inzwischen beschlagnahmt. Auch der Baustopp bleibt bestehen – bis Gutachten beweisen, dass die Statik des Gebäudes stimmt.

Noch letzte Woche hatte die islamische Gemeinde trotz Verbots weitergebaut. Die vielen „Vertrauensbrüche“ (Vogelsang) haben aber nicht dazu geführt, dass das Bußgeld in die Höhe ginge oder der Abbruch des Schwarzbaus verordnet würde. „Diese Moschee ist mit viel Bürgerengagement gebaut worden. Es gibt keine Nachbargebäude, die beeinträchtigt werden könnten“, begründete Vogelsang ihre Kulanz im Umgang mit der islamischen Gemeinde. „Die Neuköllner werden noch einmal sehr stolz sein über das wunderschöne Gebäude.“ GRIT EGGERICHS