Nie wieder Mondlicht

Bewährungsstrafe für dritten Thüringer Polizisten, der auf Hamburger Bambule-Demo Kollegen verprügelte

Kein Mondlicht, kein Geständnis, kein Job mehr. Auf diese dreifache Nullnummer lässt sich die kurze Karriere eines Thüringer Polizisten zusammenfassen, der gestern vom Hamburger Landgericht für schuldig befunden wurde, im November 2002 bei einer Hamburger Bambule-Demo zwei Kollegen krankenhausreif geschlagen zu haben.

Die Richterin verurteilte den 24-Jährigen im Berufungsverfahren wegen schwerer Körperverletzung erneut zu einer einjährigen Bewährungsstrafe. Zudem muss er ein Schmerzensgeld von je 500 Euro an beide verprügelten Beamten zahlen. Der Beamte auf Probe muss – erlangt das Urteil Rechtskraft – den Polizeijob an den Nagel hängen.

Während des Einsatzes waren zwei als Demonstranten verkleidete Zivilfahnder aus Schleswig-Holstein von ihren Erfurter Kollegen verprügelt worden, obwohl sie verzweifelt das abgesprochene Kennwort „Mondlicht“ gerufen hatten. „Es ist erwiesen, das Sie mit Kollegen auf einen Mann eingeschlagen haben“, würdigte die Richterin am Montag die Beweisaufnahme.

Die beiden Mittäter waren zuvor geständig gewesen, indem sie nur gegen das Strafmaß, nicht aber gegen die Verurteilung selbst Revision eingelegt hatten. Ihr Schuldspruch wurde von zwölf auf zehn Monate reduziert, womit sie im Polizeidienst verbleiben können. Der gestern verurteilte Angeklagte hatte jedoch bis zum Schluss die Tat bestritten – und damit erneut sein erstinstanzliches Urteil eingefahren. Die Richterin betonte, durch ein Geständnis wäre das Strafmaß unter dem seiner verurteilten Kollegen geblieben.

Unmittelbar nach der Urteilsverkündung kündigte sein Verteidiger Revision an. Laut Staatsanwaltschaft wird zudem nach den Zeugenaussagen aus dem Prozess jetzt auch gegen den Truppführer der Erfurter Prügelpolizisten wegen Körperverletzung ermittelt. Marco Carini