König der Löwen

Sony überbietet den Rivalen Time Warner und kauft das Hollywoodstudio MGM – und damit 4.000 neue Filmtitel

Der kalifornische Multimillionär Kirk Kerkorian (87) ist seit gestern um zwei Milliarden Dollar in großen Scheinen reicher. Der Unternehmer, in Deutschland vor allem wegen seiner Klage gegen DaimlerChrysler bekannt, hat das traditionsreiche Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) für knapp drei Milliarden Dollar an ein vom japanischen Unterhaltungsriesen Sony geführtes Konsortium aus US-Investmentfirmen verkauft. Dabei galt bis zuletzt der US-amerikanische Rivale Time Warner als Favorit der Übernahmeschlacht.

Als Sony sein Angebot überraschend auf fast 4,8 Milliarden erhöht hatte, schied der weltgrößte Medienkonzern aus dem Rennen. Noch im Juli hatte Time Warner fast 4,7 Milliarden Dollar geboten. Wegen des hauseigenen Hollywood-Studios Warner Brothers hätte der Konzern nach einem Kauf ohnehin kartellrechtliche Hürden nehmen müssen. Überdies steckt Time Warner noch die finanziell katastrophale Übernahme von AOL vor drei Jahren in den Knochen.

Sony dagegen spekuliert darauf, dass vor allem die Elektroniksparte von dem Kauf profitiert. Denn die rund 4.000 Filme aus dem MGM-Archiv („West Side Story“, „Rocky“ oder „Rain Man“ ) können nicht nur auf DVD oder Video vermarktet, sondern sollten auch auf Sony-Geräten abgespielt werden. Die Japaner verfügen zukünftig über etwa 8.000 Filmtitel und damit die größte Filmbibliothek aller Zeiten.

Schon die Fusion von Sony Music mit Bertelsmanns Musiksparte BMG vor einigen Wochen zielte darauf, Elektronik und Inhalte gleichermaßen unter Kontrolle zu haben – Time Warner, EMI und Universal Music hatten versucht, diesen Zusammenschluss zur zweitgrößten Plattenfirma der Welt zu verhindern.

Wie riskant diese Strategie ist, zeigte der prompte Kursverfall von Sony-Aktien an der Tokioter Börse, als der Deal ruchbar geworden war.

Kirk Kerkorian, der 74 Prozent von MGM kontrolliert, hat das Unternehmen seit 1986 damit schon zum dritten und wohl letzten Mal verkauft – die ersten beiden Male hatte er MGM später wieder zu günstigeren Bedingungen zurückerworben. FRA