Blühende Landschaften für Herat

Die Unruhen in der westafghanischen Stadt sind beendet, UNO verspricht baldige Rückkehr. Der neue Gouverneur verspricht politischen Pluralismus und setzt den Fernsehchef ab. Weg für Entwaffnung der Milizen ist jetzt frei

KABUL taz ■ Zwei Tage nach den Unruhen in Herat scheint sich die Lage in der westafghanischen Stadt beruhigt zu haben. Die Geschäfte waren wieder geöffnet, die Menschen gingen zur Arbeit. Soldaten der afghanischen Nationalarmee und Polizei kontrollierten mit Straßensperren die Lage.

Filippo Grandi, Stellvertreter des UN-Sonderbeauftragten für das Land, kündigte an, dass er die Büros, die von Randalierern niedergebrannt worden waren, so bald wie möglich wieder öffnen wolle.

Wie viele Tote die Unruhen gefordert haben, ist nach wie vor unklar. Die Zahlen schwanken zwischen drei und zehn. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass die Unruhen von Ismail Khans Anhängern angestiftet worden sind. Im örtlichen Büro der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHCR) verschwanden vertrauliche Akten, die unter anderem Beschwerden gegen Ismail Khan enthielten.

Am Montag nahm auch der neue Gouverneur der Provinz, der 51-jährige Sayyed Mohammed Khairkhwa, seine Arbeit auf. Khairkhwa kündigte an, politischen Pluralismus zuzulassen und Menschen-, darunter ausdrücklich Frauenrechte zuzulassen. Er setzte den Chef des örtlichen Fernsehens ab, dessen Berichterstattung einen regelrechten Personenkult um Ismail Khan aufgezogen hatte.

Zarif Naseri, Vorsitzender der Partei für Stammessolidarität, die seit Jahren in Herat aktiv ist, hält Khairkhwas Ankündigungen deshalb für „positiv“. Ein Intellektueller aus der Nachbarprovinz Ghor meinte, die Absetzung Ismail Khans werde das Ansehen von Präsident Karsai „in den Augen des Durchschnittsafghanen“ enorm steigern. Viele Afghanen hatten Karsai angekreidet, dass er lieber Abkommen mit den Warlords schloss und sie in die Regierung einbezog, statt sie zu entwaffnen. Dafür fehlte ihm bisher internationale Rückendeckung, besonders der USA, die die Warlords für ihre Unterstützung im Krieg gegen al-Qaida und die Taliban bezahlt hatten. Die USA haben ihre Haltung nun offenbar geändert.

Auch der Weg für die Entwaffnung Westafghanistans ist jetzt frei. Ismail Khan hatte sich bisher standhaft geweigert, seine Privatmiliz aufzulösen. Unmittelbar nach seiner Absetzung hatte Ismail Khan erklärt, er wolle zwar den Anweisungen der Zentralregierung folgen, fühle sich aber dem ihm angebotenen Amt als Minister für Industrie und Bergbau nicht gewachsen. Wenn man ihn als Minister sehen wolle, solle man ihn entsprechend seiner Kompetenzen einsetzen, er sei schließlich „Militär“. JAN HELLER