Nicht nur Döner

Regierung und Wirtschaft ermuntern nichtdeutsche Unternehmer, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen

BERLIN taz ■ Eine Woche bevor Bundesregierung und deutsche Wirtschaft den Ausbildungspakt erstmals bilanzieren, weisen sie auf ein ungelöstes Problem hin: Zu wenig Jugendliche ausländischer Abstammung finden einen Ausbildungsplatz. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) und der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, appellierten gestern mit 14 deutsch-ausländischen Unternehmervereinen an Unternehmer ausländischer Abstammung, mehr auszubilden.

„Für die besonderen Kompetenzen der Migrantenkinder wird nicht genügend getan“, sagte Bulmahn. Bisher macht nur jeder dritte Jugendliche mit ausländischen Eltern eine Ausbildung. Die Ministerin hofft, dass zukünftig mehr Unternehmer ausbilden: Die Regierung habe „eine Hürde“ beseitigt, indem sie die Ausbildungseignungsverordnung ausgesetzt hat. Kemal Sahin, Präsident der Türkisch-Deutschen IHK, sieht den Grund dafür, dass ausländische Unternehmer wenig ausbilden, in ihrer „Unkenntnis über das deutsche Bildungssystem“.

Der Migrationsexperte des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Volker Roßocha, warnt indes davor, nur ausländische Unternehmer zur Ausbildung Jugendlicher ausländischer Abstammung zu verdonnern. „Es ist eine politische Herausforderung, dass alle Unternehmen Migrantenkinder ausbilden“, sagte Roßocha der taz.

DIHK-Chef Braun sieht angesichts von 280.000 Unternehmen in Migrantenhand ein Potenzial von 60.000 Ausbildungsplätzen bei den Unternehmern ausländischer Herkunft. Diese Lehrstellen seien zudem ein „Instrument der Integration – sowohl für die Lehrlinge als auch für die Unternehmer“, sagte Braun.

Bisher sind eine Million Arbeitnehmer in ausländischen Betrieben beschäftigt, 125.000 davon sind Deutschstämmige. Die Unternehmerin Irina Bernstein aus Russland verwies darauf, dass die Ausbildung bei Unternehmern nichtdeutscher Herkunft nicht nur die sprichwörtliche „Dönerbude“ bedeute. Auch „Computer- und Medienexperten“ könnten von ausländischen Unternehmen ausgebildet werden. „Einen Döner muss man allerdings auch richtig machen“, so Bernstein.

SASCHA TEGTMEIER