Erdnussflips futtern

Seichter Klamauk: Deutschsprachige Erstaufführung von George F. Walkers „Problemkind“ im Brauhauskeller

Natürlich Vera. Mit Vera Int-Veen aus dem TV-Talkshowgruselkabinett beginnt die deutsche Erstaufführung des Stücks „Problemkind“ von George F. Walker. Der kanadische Dramatiker habe „statt politisch korrektem Sozialkitsch eine wendungsreiche Komödie mit grotesken Zügen“ geschrieben, lobpreist das Bremer Theater den Stoff.

Die Regisseurin Elina Finkel jedoch hat im Brauhauskeller einen 90-minütigen Klamauk inszeniert, den man sich genau so reinziehen kann wie die Erdnussflips, die Hauptfigur R.J. vor der Glotze futtert: schmeckt gar nicht schlecht, man isst immer weiter, auf einmal ist die Tüte leer – und es ist einem ein wenig übel.

Die Story: In einem schäbigen Motel haust ein junges Pärchen, streitet sich, vögelt aufs Tristeste – und wartet darauf, dass das Sozialamt ihr Baby zurückbringt. Statt Charakteren stehen eindimensionale Typen auf der Bühne: Kindsvater R.J. (Hermann Book), ein Ex-Knacki, ist dem „daily talk“ im Fernsehen verfallen, seine Frau Denise (Friederike Pöschel) laboriert an ihrer Vergangenheit als drogensüchtige Prostitutierte, und Sozialarbeiterin Helen (Wiltrud Schreiner) ist die Bürokratentussi, die dem Pärchen ihr Kind vorenthält. Weshalb Alkoholiker Phillie (Helmut Zuber) grimassierend und unter „Bonanza“-Klängen loszieht, um das Baby seinen Pflegeeltern zu entreißen. Lustig, das.

Während das Thema Kindesentzug verhohnepiepelt wird, wirkt das Mokieren über Talkshows abgestanden. Da hilft auch nicht, dass man einen sechs Jahre alten Spiegel-Artikel über die „Tyrannei der schwätzenden Intimität“ im Programmheft abdruckt. Alles kalter Kaffee. Wer bitte ist Vera Int-Veen? jox