Kippt die Autonomie?

Zwei Millionen Euro soll die Uni Oldenburg einsparen, sagt der Minister in Hannover. Das Rezept: Fächer werden „schlanker“, wegfallen soll keins

„Überleben soll nur, wer von der Wirtschaft wahrgenommen wird“

taz ■ Im nüchternen, kahlen Tagungsraum von Gebäude A14 der Carl von Ossietzky-Universität bietet sich Mittwoch für Mittwoch das gleiche triste Bild: Senat und Präsidium streiten sich, wie die derzeit vom Land Niedersachsen eingeforderten Mittelkürzungen von knapp über zwei Millionen Euro erbracht werden sollen. Keine leichte Aufgabe, auch wenn man davon absieht, dass vor einigen Monaten sogar noch die exorbitante Summe von 3,6 Millionen Euro im Gespräch war. Die endgültige Entscheidung des Uni-Präsidiums steht noch aus, die Konturen des Sparprogramms sind jedoch deutlich erkennbar.

Dass ganze Fächer der Sozial- und Geisteswissenschaften in Oldenburg wegrationalisiert werden, scheint mittlerweile zwar kein Thema mehr zu sein. „Das Fächerprofil soll erhalten bleiben“, sagt Uni-Präsident Siegfried Grubitzsch, und er meint damit auch die bisher auf der Kippe stehenden Fächer Psychologie, Politikwissenschaft und Soziologie. Allerdings sollen diese wackeligen Fachbereiche ein „neues Gewand“ bekommen: Aus Diplom-Fächern werden künftig Bachelor- und Master-Studiengänge, auch sollen sie praxisorientierter werden und sich stärker an wirtschaftlichen Bedürfnissen ausrichten.

Die aufgebrummte Summe von zwei Millionen Euro will Grubitzsch, dessen Haushalt zu 80 Prozent durch Personalkosten gebunden ist, bei den Angestellten einsparen. Rund 20 wissenschaftliche und 25 Verwaltungsstellen werden wegfallen. Im Fach Psychologie sind vier von neun Professuren vakant. Zu viel, um eine Eigenständigkeit zu gewährleisten.

Deshalb streitet der Senat für zwei weitere Stellen. Werden diese vom Land bewilligt, und dafür will sich Grubitzsch in Hannover einsetzen, drohen weitere Kürzungen im nichtwissenschaftlichen Bereich. Möglicherweise entpuppt sich das jedoch als eine Stolperfalle für die Universität – denn gerade die Bachelor- und Master-Studiengänge erfordern wegen der Vielzahl von anfallenden Prüfungen ein Mehr an Verwaltung.

„Ich weiß nicht, wie die das leisten wollen“, sagt AStA-Sprecher und Senatsmitglied Stefan Kühnapfel. „Wir lehnen die Kürzungen grundsätzlich ab.“ Derzeit seien ausschließlich Studiengänge betroffen, deren „wirtschaftliche Bedeutung“ angezweifelt werde. „Überleben soll nur, wer von der Wirtschaft wahrgenommen wird. Andere dümpeln vor sich hin.“ Das führe, so Kühnapfel düster, zur Abschaffung der Hochschulautonomie.

Weil auch die anderen niedersächsischen Universitäten wie Bielefeld, Braunschweig oder Hannover wegen des euphemistisch betitelten Hochschuloptimierungskonzeptes von Bildungsminister Lutz Stratmann (CDU) vor massiven Kürzungen stehen, planen die Studierenden landesweite Proteste am 25. Oktober in Hannover. Dass alle dezentralen Aktionen bisher „eher mau“ ausfielen, räumt Kühnapfel zwar ein. Doch seien Semesterferien gewesen, als die Sparpläne bekannt wurden. Gelegenheit gegen Sparpläne im Hochschulbereich aktiv zu werden, gebe es noch genug, so der AstA-Sprecher. „Die nächste Kürzungswelle ist schon angekündigt.“Ole Rosenbohm