AKW-Bau vor dem Aus

In Südafrika wird der geplante Hochtemperatur-Versuchsreaktor wahrscheinlich doch nicht gebaut

BERLIN taz ■ Die Finanzkrise macht auch vor der Atomindustrie nicht Halt: In Südafrika steht daher der geplante Hochtemperatur-Versuchsreaktor bei Kapstadt vor dem Aus. Der sogenannte Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) basiert auf deutscher Technologie, die Patente kommen vom Forschungszentrum in Jülich. Im Gegensatz zu herkömmlichen Atomkraftwerken werden tennisballgroße Kugeln mit Grafitschale als Brennelemente verwendet. So soll die Kettenreaktion angeblich besser kontrolliert werden können. Für den geplanten Reaktor läuft in Südafrika zurzeit noch die Umweltverträglichkeitsprüfung.

Anscheinend will die PBMR-Gesellschaft nun aber doch lieber in den USA an einem neuen Reaktor forschen, der neben Strom auch Fernwärme produziert. Es werde über einen „Wandel in der Produktstrategie“ nachgedacht, heißt es vonseiten des Konzerns. Deshalb werde mit Lieferanten darüber verhandelt, die Aufträge für den Testreaktor in Koeberg bei Kapstadt vorerst auf Eis zu legen, sagte Geschäftsführer Jaco Kriek.

Hintergrund sind finanzielle Schwierigkeiten: Das von der Finanzkrise angeschlagene Unternehmen soll nun auch weniger Geld vom Staat erhalten. Südafrikas Regierung möchte bis Ende 2010 bloß noch umgerechnet 270 Millionen Euro für die PBMR-Entwicklung ausgeben. Ein Testreaktor würde allerdings Milliarden kosten. Die Forschung wurde bereits mit fast 1 Milliarde Euro unterstützt, und auch eine Fabrik zur Fertigung der kugelförmigen Brennelemente wurde schon gebaut. Mehrere deutsche Unternehmen waren daran beteiligt.

Inzwischen sind die ersten Grafitkugeln produziert, aber ob der PBMR gebaut wird, ist fraglich. „In Südafrika kann ich mir das kaum noch vorstellen“, sagt ein Wissenschaftler, der auf dem Gebiet forscht. „Da müsste ein externer Investor kommen.“

Bei deutschen Atomkraftgegnern sorgt die Meldung aus Südafrika für Siegesstimmung: „Der Reaktor ist gescheitert“, sagt Horst Blume von der Bürgerinitiative Umweltschutz aus Hamm. Er selbst hat schon gegen das Vorläufermodell gekämpft, den Thorium-Hochtemperatur-Reaktor in Hamm. 1989 wurde das Kraftwerk wegen der vielen Störfälle stillgelegt. Dass nun in den USA an einem anderen Reaktor geforscht werden soll, trübt Blume kaum. „Dort müssen sie einen ganz neuen Anlauf nehmen. Zunächst ist es ein Riesenerfolg, dass der eigentliche Vorzeigereaktor in Südafrika nicht gebaut wird.“ FELIX WERDERMANN