Klaus Modick

Sommer, Winter, Ludendorff. Aus einem Künstlerleben

Als Bürobote einer Versicherungsgesellschaft wollte Karlheinz Sommer nicht enden. Künstler wollte er werden, Maler, Musiker oder Dichter. Malen und Komponieren konnte er nicht, aber im Deutschaufsatz hatte er manchmal eine Zwei geschrieben, und er las auch gern Fantasy und Sciencefiction.

Also Dichter!

Ein Buch von einem, der Karlheinz Sommer hieß, würde vermutlich niemand kaufen, weshalb er ein interessant klingendes Pseudonym ersonn, Amadeus Maria Winter, und sich eine aparte Biografie zusammendichtete: Nicht Bürobote sei er gewesen, sondern Banker und Waffenhändler. Dann machte er sich flott ans Schreiben: Aus Comics, Fantasyromanen und Sciencefiction bastelte er einige Riesenschmarren zusammen, die zwar gedruckt, aber kaum gekauft, geschweige gelesen wurden, weshalb sie bald auch nicht mehr gedruckt wurden. Offenbar war Sommers alias Winters Person für die Öffentlichkeit immer noch nicht interessant genug, weshalb er plötzlich herumtrompetete, gar nicht Amadeus Maria Winter zu sein, sondern Maximilian von Ludendorff, ein Urenkel des durchgeknallten Generals. Und um ganz sicher zu gehen, endlich in die Schlagzeilen zu kommen, kupferte er die Idee seines Kollegen Mischa Billig ab, in seinem Buch „Berge“ real existierende Personen derart gnadenlos bloßzustellen, dass die entsprechenden Personen Unterlassungsklage erhoben. Nun las zwar, abgesehen von den beleidigten Personen und einigen Juristen, immer noch niemand das Buch, aber Sommer/Winter/Ludendorff hatte es endlich geschafft, Tagesgespräch des Feuilletons zu werden.

Klaus Modick veröffentlichte zuletzt den Roman „Der kretische Gast“ (Eichborn-Verlag)