Nebel des Grauens

Das ZDF-Gesicht für die „Generation Klosterfrau“: Am 23. Oktober heißt es wieder „Willkommen bei Carmen Nebel“

Selbstverständlich wird auf Pressekonferenzen, die mit Fernsehen zu tun haben, immer geschwafelt. Und neben den branchenbedingten Schwindeleien ist es in der Regel so, dass man nichts bahnbrechend Neues erfährt. Das war auch im „Excelsior Hotel Ernst“ zu Köln, einer Nobelherberge im Schatten des Doms, so und nicht anders. Und doch war die Veranstaltung, zu der das ZDF geladen hatte, etwas Besonderes. Weil das Sammelsurium von Nichtigkeiten einer- und Übertreibungen andererseits noch größer war als üblich. Von „einer Vernetzung der teilnehmenden Personen“ schwadronierte der zuständige Unterhaltungsredakteur, dessen Name aus Gründen der Pietät verschwiegen werden soll. Dass die „Redaktion verdeckt ermittelt“, teilte er mit. Und dass man mit „optischen Visionen“ zu rechnen habe. Da könnte man nun glatt denken: Also doch, das ZDF arbeitet bei der internationalen Terrorbekämpfung eng mit FBI und CIA zusammen.

Ist aber nicht so. Bei der öffentlich-rechtlichen Informationsveranstaltung handelt es sich um ein Pressefrühstück, und der Anlass ist die neue Staffel von „Herzlich Willkommen bei Carmen Nebel“, die am 23. Oktober startet. Weshalb „optische Visionen“ dann wohl eher doch unter der Baumaßnahme „Übers künstliche Bacherl führt a Sperrholzbrückerl“ einzusortieren sind. Schön ist was anderes, und es kommt schlimmer.

Weil Carmen Nebel, die vom ZDF mit einem Millionenvertrag ausgestattete Fachfrau für die „Generation Klosterfrau“, perfekt blondiert und im Hosenanzug zwischen jungem Gouda und gekochtem Schinken sitzt – und eine Belanglosigkeit nach der anderen absondert.

„Nein, die Überraschungen werden nicht geprobt“, sagt sie, „dann sind’s ja keine mehr.“ Und: „Wir sperren die Gäste vorher in ihre Garderoben ein, aber irgendwann müssen wir sie ja auf die Bühne lassen.“ Wer die Gästeliste des 23. Oktober liest, kann ohne weiteres ein Faible für (ab-)geschlossene Räume entwickeln. Wolle Petry. Helmut Lotti. Die Schürzenjäger. De Randfichten. Letztere allein sind Grund genug, spontan in den nächsten Baumarkt zu fahren. Sack Zement kaufen, einmauern.

Später gesteht Carmen Nebel dann noch, dass sie das „Medium Fernsehen liebt“. Ja ja, die Liebe ist ein seltsames Spiel. Dass sie privat klassische Farbtöne trage. „Schwarz, Weiß, Sand. Und hin und wieder gestatte ich mir mal ein Rot.“ Keine Frage: Mut hat sie.

Harald Schmidt fragte unlängst mit Blick auf die Gebührendiskussion: „Wissen die Montagsdemonstranten eigentlich, dass das ZDF 1,5 Millionen Euro für Carmen Nebel bezahlt?“ Es ist der Preis für eine überalterte Gesellschaft. MARTIN WEBER