„Eine Mauer brächte Vorteile“

Satiremagazin „Titanic“ gründet DIE PARTEI. Hendrick Musche, Vorstandsmitglied des Bremer Landesverbandes, über Betonbauwerke in und um Bremen

Im August gründete die Redaktion der Satire-Zeitschrift Titanic eine neue Partei. Das Ziel: Der Wiederaufbau der Berliner Mauer und die endgültige Teilung Deutschlands. Der am 3. Oktober gegründete Bremer Landesverband hat derzeit acht Mitglieder.

Wollen Sie bei der nächsten Bürgerschaftswahl antreten?

Hendrick Musche, Vorstandsmitglied DIE PARTEI: Warum gründet man eine Partei, wenn man nicht antreten will?

Warum sollen Bremer eine Partei wählen, deren Hauptziel es ist, die Berliner Mauer wieder aufzubauen?

Das hat ja auch enorme Vorteile für Bremen. Unser Plan sieht vor, die neuen Bundesländer zu einem Land zusammenzufassen, was sich positiv auf den Länderfinanzausgleich auswirken wird. Die Neugliederung der Bundesländer lässt sich auch gut auf Bremen übertragen. Man könnte zum Beispiel den Speckgürtel ins Bundesland Bremen integrieren.

Haben Sie eine Idee, wie man ein paar neue Arbeitsplätze schaffen könnte?

Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und die gesetzliche Einführung der 35-Stunden-Woche. Das sind die Schritte, die man unternehmen muss, um die Sache wieder in den Griff zu bekommen.

Was haben Sie sich für Bremen vorgenommen?

Wir wollen eine sozial ausgeglichene Nutzung für die Bauruine Space-Park. Wir wissen zwar noch nicht genau, was man damit anfangen kann, aber es fällt uns sicher noch was dazu ein. Auch eine Änderung der Abgabeordnung ist anzustreben, da viele Leute in Bremen arbeiten, aber in Niedersachsen wohnen und dort ihre Steuern zahlen.

Was unterscheidet Sie von den anderen Parteien?

Wir sind eine frische Protestpartei. Wir sind unkonventionell und uns ist kein Mittel zu schade, um Wählerstimmen zu fangen.

Stehen sie als Koalitionspartner zur Verfügung?

Ja, natürlich – am liebsten für die kleineren Parteien.

Und wer würde dann Bürgermeister?

Eigentlich macht Henning Scherf seine Sache ganz gut. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es die SPD bei der nächsten Wahl noch gibt.

Sie werden stärker als die SPD?

Ganz klar. Wenn die SPD so weitermacht, dürfte das nicht so schwierig sein.

Ergänzen Sie mal ein paar Sätze. Der Bundeskanzler ist…

…ein netter Mann, der nicht wieder antreten sollte.

An Angela Merkel schätze ich…

…ihren Hang zur Selbstironie.

Für Bremen wünsche ich mir…

…keine große Koalition mehr.

Von „Titanic“-Chef Martin Sonneborn habe ich gelernt…

…Politik nicht allzu ernst zu nehmen.

Fischstäbchen mit Reis esse ich…

…nicht so gerne.

Bremen kriegt ja auch viel Geld aus dem Länderfinanzausgleich. Sollte man aus Rücksicht auf die reicheren Länder nicht auch eine Mauer um Bremen bauen?

Wir werden das mal prüfen. In erster Linie geht es uns natürlich um Wählerstimmen. Und da wir in Bremen antreten, denke ich nicht, dass eine Mauer hier besonders populär wäre.

Interview: Ebbe Volquardsen