Jugend tritt öfter zu

„Bedenkliche Zunahme“: Jugendliche und Heranwachsende im Norden sind immer öfter an Gewaltdelikten beteiligt

Es seien alarmierende Zahlen, die er da zu präsentieren habe, sagte der schleswig-holsteinische Generalstaatsanwalt Erhard Rex am Donnerstag mit Blick auf die jährliche Kriminalitätsstatistik. Dem Bericht zufolge beteiligen sich immer mehr Jugendliche an Raub, Körperverletzung und anderen Gewalttaten.

Etwa 16.400 junge Menschen haben sich demnach im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein durch Gewaltdelikte strafbar gemacht. Im Jahr 2000 waren es noch 7.200. „Die Zunahme ist bedenklich“, sagte Rex. Gegen junge Intensivtäter werde jetzt flächendeckend das „vorrangige Jugendverfahren“ angewandt. Mit einer Hauptverhandlung kurz nach der Tat sollen junge Delinquenten schnell bestraft werden. 2008 führten die Staatsanwaltschaften 216 „vorrangige Jugendverfahren“. Im Jahr davor waren es noch 142 solcher Verfahren.

Das niedersächsische Justizministerium stellt ebenfalls eine höhere Zahl der beschleunigten Jugendverfahren fest. Wurden 2007 noch 30 Intensivtäter verurteilt, waren es im Jahr darauf bereits 57. „Natürlich ist das eine steigende Tendenz“, sagt Sprecher Georg Weßling. Auf einen Anstieg der Gewalttaten könne dadurch nicht geschlossen werden. Lediglich das Anzeigeverhalten habe sich verbessert, sagt Weßling. Allerdings habe sich die Qualität der Gewalt bei Jugendlichen verändert. „Wenn früher jemand am Boden lag, hörte man auf zu treten“, sagt der Sprecher. Das sei heute anders.

Die Hamburger Kriminalstatistik bestätigt, dass Heranwachsende vor allem bei Körperverletzungen auffallen. Von rund 18.000 aufgeklärten Fällen im vergangenen Jahr waren 4.492 Gewalttäter jünger als 21 Jahre. Zum Vergleich: 2002 griff die Polizei 2.730 Jugendliche wegen Körperverletzung auf. UG