Obama in Bagdad

US-Präsident macht einen überraschenden Abstecher in den Irak. Gericht reduziert Haft für Bush-Schuhwerfer

KAIRO taz ■ Der Besuch war nicht angekündigt, und doch hatten viele erwartet, dass die Airforce One nach dem offiziellen Programm des US-Präsidenten Barack Obama in Europa und der Türkei noch einen Abstecher nach Bagdad machen könnte. Obama landete am Dienstagnachmittag in der irakischen Hauptstadt. Die Reduzierung der US-Truppen in dem Zweistromland von derzeit 140.000 auf höchstens 50.000 Mann bis Ende August 2010 gehört zu den zentralen politischen Vorhaben Obamas.

Obama begab sich nach der Ankunft auf den US-Stützpunkt Camp Victory in der Nähe des Flughafens, um dort zehn Soldaten mit Verdienstmedaillen auszuzeichnen und mit dem Oberkommandierenden der US-Truppen im Irak, Ray Odierno, zusammenzutreffen. Mit Präsident Dschalal Talabani und Ministerpräsident Nuri al-Maliki werde Obama vermutlich nur telefonieren können, weil ein Hubschrauberflug in die Stadt wegen schlechten Wetters nicht möglich sei, sagte Präsidentensprecher Gibbs.

Das oberste irakische Gericht hat sich am Tag der Ankunft Obamas noch einmal indirekt mit der Altlast seines Vorgängers George W. Bush beschäftigt. Die Gefängnisstrafe für den irakischen Journalisten, der letztes Jahr Bush zum Abschied mit den Worten „für dich, du Hund“ seine beiden Straßenschuhe entgegengeschleudert hatte, wurde von drei auf ein Jahr reduziert. Das Gericht begründete das Urteil damit, dass Muntadhar al-Seidi sich zuvor keines Verbrechens schuldig gemacht habe.

In Bagdad explodierte gestern erneut eine Autobombe und tötete acht Menschen. Am Vortag waren sogar 34 Menschen bei Anschlägen umgekommen. GAW

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