Gewinner und Verlierer

Der absolute Gewinner der Osterweiterung ist die Börse in Wien. Der Umsatz der „Drehscheibe Osteuropas“ hat sich fast verdreifacht, und während der DAX seit Jahresbeginn stagniert, hat der ATX um gut 10 Prozent zugelegt.

Hauptverlierer sind dagegen die deutschen Tankstellen an den Grenzen zu Polen und Tschechien. Der Tanktourismus zu dem 30 bis 40 Cent billigeren Benzin führte zu Umsatzeinbrüchen von rund 30 Prozent. Denn nach dem Wegfall der Einfuhrbeschränkungen für Treibstoff fahren auch Lkws zum Auftanken über die Grenze.

Gewinner der Osterweiterung sind Fahrschulen, Ärzte und Metzger in Osteuropa. Denn dort ist alles ja so viel billiger als in Deutschland. So gibt es im polnischen Stettin inzwischen 3.000 Zahnärzte, jeder fünfte Patient kommt aus Deutschland.

Verlierer sind die Mitarbeiter deutscher Autozulieferer. Einer Studie zufolge plant jedes zweite Unternehmen Investitionen in Osteuropa oder China. Besonders engagiert sind auch Firmen aus den Branchen Chemie, Textil, Druck aus dem Süden und Westen Deutschlands.

Gewinner sind die Mitarbeiter der deutschen Exportwirtschaft. Gerechnet wird mit zusätzlichen 50.000 Arbeitsplätzen im Jahr, denn der Außenhandel mit den Neumitgliedern wächst zweistellig.

Zugenommen hat die Mobilität der Touristen. Allein die Zahl der deutschen Besucher in den neuen EU-Staaten wird 2004 um 8 Prozent auf 6,6 Millionen anwachsen. Kein Wunder: In Bratislava ist vieles nur halb so teuer wie in Frankfurt am Main.

Nicht zugenommen hat die Mobilität der Arbeitskräfte. Wegen der siebenjährigen Übergangsfrist für Arbeiter aus dem Osten gab es im Westen keinen Zustrom von Arbeitskräften. Doch auch in Großbritannien, wo es keine Fristen gibt, wurden nur 24.000 Anträge auf Arbeitserlaubnis gestellt. Das DIW spricht daher bereits von einem Mangel an Fachkräften zum Beispiel in Ostdeutschland. Daher mehren sich Forderungen, die Übergangsfristen zu verkürzen.

Verlierer sind die Menschen an den Grenzen. Tag und Nacht quälen sich Lastwagen durch die Dörfer in Erzgebirge und Bayrischem Wald. Von 55 Grenzübergängen nach Polen und Tschechien können erst 27 für Güterverkehr genutzt werden.

Gewinner der Erweiterung sind die osteuropäischen Sprachen. In Berlin stieg die Zahl der Polnisch Lernenden um 39 Prozent, 37 Prozent mehr haben einen Ungarisch-Kurs belegt.

Überraschende Verlierer sind die polnischen Männer. Denn polnische Frauen sind begehrte Heiratspartner für Ukrainer. So kommen diese an einen Wohnsitz in einem EU-Land.

Überraschender Gewinner der Osterweiterung ist der slowakische Schafskäse Bryndza. Während nach der Wende mehr Westkäse gegessen wurde, erlebt der „Brimsen“ nun seine Renaissance. Denn er erhielt von Brüssel die Marke „landestypische Spezialität“. HER