Qualm in der Umweltzone

Heute brennen vielerorts wieder die Osterfeuer. Von den Kommunen werden sie nur noch unter Auflagen genehmigt – oder ganz verbannt. Ökologische Bedenken stehen dabei im Vordergrund

VON MICHAEL DREISIGACKER

Gegner von Osterfeuern gibt es schon lange. Schon August der Jüngere, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, sprach sich gegen die traditionsreichen Feste aus. Trinkgelage, bei denen Knechte und Mägde gemeinsam tranken und tanzten, sollten verboten werden, befand der Adlige. Das war im Jahre 1647.

Man möchte dem Regenten nicht vorwerfen, kein Freund der Natur gewesen zu sein. Schließlich ließ er sich als junger Mann im ländlichen Hitzacker nieder. Doch man kann davon ausgehen, dass er sich nicht um Luft und Nagetiere sorgte, als er das Verbot verlangte: Vielmehr dürfte ihn die sittliche Verfassung seiner Untertanen umgetrieben haben. Heutzutage dagegen argumentieren die Gegner der Osterfeuer, dass bei der Verbrennung von jungem Holz giftige Gase freigesetzt werden. Und dass viele Kleintiere – etwa Igel oder Mäuse – verenden, weil sie sich in den lange zuvor errichteten „Scheiterhaufen“ einquartiert haben.

Noch schwerer haben es die Osterfeuer-Fans, seit Politik und Medien den Feinstaub entdeckt haben. Jedes Jahr werden an den Ostertagen starke Überschreitungen der seit Anfang 2005 geltenden Feinstaub-Grenzwerte gemessen.

Zudem laufen die Behörden-Telefone heiß, weil sich immer mehr Anwohner über Ruß und Qualm beschweren. In manchen Städten hat das zu einer Verbannung der Osterfeuer geführt: In Osnabrück etwa darf nur noch außerorts im großen Stil gezündelt werden. „In der Innenstadt kann man jetzt störungsfrei atmen“, sagt Heiko Brosig vom Fachbereich Umwelt. Nicht überall werden die Fans der Osterfeuer gänzlich vertrieben. Kleine, private Feuer im Garten sind meistens erlaubt. Aber vielerorts ziehen die Kommunen die Daumenschrauben an. Seit „das Umweltthema“ aktuell sei, gebe es auch in Hannover strenge Richtlinien, sagt Karlheinz Utgenannt vom dortigen Ordnungsamt. Sie sehen etwa bestimmte Größen der Feuer oder Abstände zu umliegenden Häusern vor.

Auch in Bremen geht man mit ökologischen Argumenten gegen die qualmenden Scheiterhaufen vor: „Es ergibt wenig Sinn, eine Umweltzone einzuführen, aber Osterfeuer in Hülle und Fülle zuzulassen“, sagt Uwe Papencord vom Stadtamt. Die Stadt genehmigte dieses Jahr nur halb so viele Feuer wie 2008 – immerhin noch knapp hundert an der Zahl.

In Bad Schwartau kommt man den edlen Beweggründen des Herzogs aus dem 17. Jahrhundert wohl noch am ehesten nahe. Dort gab es 2007 Beschwerden über jugendliche Trunkenbolde. „So ein Fest bedeutet immer auch Randale“, sagt Bernd Kubsch vom Ordnungsamt der ostholsteinischen Kommune. Kurzerhand verbot man das große Feuer auf der Festwiese, weil man die öffentliche Ordnung gefährdet sah. Bürger und Veranstalter liefen Sturm. Heute bleibt der Protest aus – wohl auch, weil auf der Festwiese inzwischen ein Einkaufszentrum steht.