„Antiisraelische Hetze“

Israels Außenminister Silvan Schalom sieht die Anschläge inIstanbul auch „im Kontext antisemitischer Äußerungen“ in Europa

JERUSALEM taz ■ Für den israelische Außenminister Silvan Schalom sind die Attentate in Istabul nicht nur „Folge der antiisraelischen Hetze“ in arabischen Ländern. Wie Schalom am Samstag sagte, stehen sie auch „im Kontext der antisemitischen Äußerungen in einigen europäischen Städten“. In einer später veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums hieß es, man müsse „aufhören, die Augen vor der Hetze und dem Hass zu verschließen, wie er aus gewissen Teilen der Welt kommt“.

Israels Premierminister Ariel Scharon hingegen srpach von einem globalen Problem. „Terror kennt keine Grenzen“, sagte Scharon zu Beginn der sonntäglichen Regierungssitzung in Jerusalem. „Er unterscheidet nicht zwischen Religion und Religion, nicht zwischen Blut und Blut, sondern hat nur das eine Ziel: Angst und Schrecken durch den Mord von Unschuldigen zu verbreiten.“

Nicht nur auf Zustimmung stieß die Änderung der Reiseroute von Außenminister Schalom, der auf dem Weg nach Brüssel und Wien zunächst in Istanbul Station machte. Kritiker befürchten, dass der Auftritt Schaloms am Unglücksort den Eindruck entstehen lassen könnte, dass die Attentate auf den israelisch-arabischen Konflikt zurückzuführen sind. Kurz nach seiner Ankunft am Bosperus betonte Schalom, dass „der Terror nicht auf das eine oder andere Land beschränkt ist“.

Die Initiative des Außenministeriums, eine israelische Hilfsdelegation in die Türkei zu schicken, lehnte Scharon ab. Dennoch ordnete er die Nachrichtendienste Mossad und Shin Beth an, den türkischen Sicherheitsdiensten bei der Aufklärung der Gewalttaten behilflich zu sein. Mitarbeiter der israelischen Geheimdienste reisten schon am Samstagabend nach Istanbul. Die Sicherheitsvorkehrungen in den israelischen Konsulaten und Botschaften auf der ganzen Welt wurden verschärft.

SUSANNE KNAUL