Portugiesischer Frühling

Mondän und mitreißend: Die Sängerin Mariza hat den Fado zu neuer Blüte gebracht. Heute Abend stimmt sie im Haus der Kulturen der Welt ihren Sehnsuchtsgesang an

Mariza im Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Dienstag, 18. November, 20 Uhr

It’s the singer, not the song. Das gilt insbesondere für den portugiesischen Fado, der aus einer klar definierten Tradition schöpft und dessen Darbietung streng ritualisierten Formen unterliegt. In diesen engen Grenzen ist es schwer, mit Innovation und eigenem Ausdruck zu glänzen.

Wie dies gelingen kann, davon legt die portugiesische Sängerin Mariza ein beredtes Zeugnis ab. Sie gilt als jüngster Shooting-Star des Fado-Gesangs, der in den letzten Jahren in Europas äußerstem Westen eine unverhoffte Renaissance erfahren hat.

Es ist nicht nur ihr elegantes Auftreten und ihr markantes Äußeres, das ihr den Ruf einer potenziellen Diva des Fado eingebracht hat. Mit langem Schal und ihren kurzen blonden Haaren gleicht sie eher einem Filmstar schwarz-weißer Schmachtfetzen aus den Vierzigerjahren als einer Künstlerin, die der Gegenwart entsprungen ist. Es ist auch ihr eindringlicher Gesangsstil, der alle Lorbeeren gerechtfertigt erscheinen lässt, die sie bisher ernten durfte, darunter in diesem Jahr den Weltmusikpreis der britischen BBC als „beste Sängerin“.

Im Unterschied zu neueren Stars wie Misia, Dulce Pontes oder Christina Branco, die in Portugal als neue Generation des Fado-Gesangs gehandelt werden, bewegt sich Mariza näher an der unmittelbaren Tradition des Genres. Auf ihrem Debütalbum „Fado em mim“ sang sie fast ausschließlich Interpretationen bereits bekannter Fado-Stücke – darunter der Hit „Primavera“ („Frühling“) der 1999 verstorbenen Amália Rodrigues, die als unbestrittenen Ikone aller Fado-Aficionados gilt. BAX