Neun unsichere Kantonisten

Von Minnesota bis Florida: In den „Swing States“ fällt die Entscheidung

WASHINGTON taz ■ 270 Wahlmännerstimmen braucht ein Kandidat, um zu gewinnen. Die Bevölkerungszahl eines Bundesstaates bestimmt die Zahl der Wahlmänner. Derzeit sehen die Umfragen 227 (197 sichere und 30 wahrscheinliche) Wahlmänner für Bush, 232 (178 sichere und 54 wahrscheinliche) für Kerry. Diese Rechnung der Washington Post geht davon aus, dass von den neun umkämpften Staaten, den so genannten Swing States oder Battleground States, nur noch sechs völlig offen sind: Minnesota, Iowa, Wisconsin, New Mexico, Ohio und Florida.

Ein Sieg in den großen Staaten Florida (27 Wahlmänner) und Ohio (20 Wahlmänner) würde nach dieser Rechnung beiden Kandidaten ausreichen. Aufgrund des in fast allen Staaten gültigen Prinzips, dass der Sieger alle Stimmen bekommt, kann sich ein knapper Sieg oder gar eine geringere Zahl der US-weit abgegebenen Wählerstimmen in eine Mehrheit im Wahlmännergremium verwandeln.

Neben dem Präsidenten stehen heute auch alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses und 34 Senatoren zur Wahl. Während es aufgrund von Änderungen der Wahlbezirke für das Repräsentantenhaus – nur noch rund drei Dutzend Sitze gelten überhaupt als umstritten – nahezu aussichtslos erscheint, dass die Demokraten hier die Mehrheit wiedergewinnen, gilt das für den Senat nicht als unmöglich. Acht bis zehn der 34 Sitze gelten als umkämpft, und angesichts einer bisherigen knappen republikanischen Mehrheit von 51 gegen 49 Stimmen können die Demokraten hoffen.

Allerdings ist ihr Fraktionschef Tom Daschle in Gefahr – sein Herausforderer, der Republikaner John Thune, könnte dessen Wiederwahl verhindern. Ob die Demokraten es schaffen, wenigstens in einer der beiden Kammern wieder die Mehrheit zu bilden, wird mit entscheiden, ob ein etwaiger Präsident Kerry auch nur Teile seines innenpolitischen Programmes umsetzen kann. BERND PICKERT