In freundschaftlicher Ausbildung

Wenig ergiebig: Im Prozess gegen Mounir el-Motassadeq sagte angeblicher Leibwächter Ussama Bin Ladens aus. Verteidigung will dessen jüngstes Video berücksichtigen

Es war eigentlich ein Tag der Anklage. Erhellung brachte er nicht. Im Zeugenstand des Wiederholungsverfahrens um Mounir el-Motassadeq bestätigte der Zeuge Shadi Abdallah zwar gestern erneut, er habe Motassadeq in einem afghanischen al-Qaida-Lager gesehen, aber das ist im Prinzip unstrittig. Offen bleibt, ob Motassadeq von den Anschlägen am 11. September 2001 Kenntnis haben konnte.

Der Jordanier Shadi Abdallah, der in Düsseldorf eine vierjährige Haftstrafe wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ absitzt, bekräftigte seine früheren Angaben, wonach er Motassadeq im Sommer 2000 in dem Lager bei Kandahar gesehen habe. Dort habe Motassadeq in einer Moschee einer Rede des al-Qaida-Anführers Ussama Bin Laden zugehört, sagte Abdallah gestern vor dem Oberlandesgericht.

Motassadeq habe augenscheinlich in freundschaftlicher Beziehung zu dem Hamburger Studenten und mittlerweile von den USA festgehaltenen Jemeniten Ramzi Binalshib gestanden, der als Mitglied der „Harburger Zelle“ die Anschläge vom 11. September mit vorbereitet haben soll. Abdallah, der zwei Wochen lang als Leibwächter Bin Ladens gearbeitet haben will, berichtete, es habe in dem Lager verschiedene Lehrgänge gegeben, darunter zum Umgang mit Waffen, zur Flugabwehr oder zum Kampf in den Bergen.

Bin Laden habe in Afghanistan offen gegen die Vereinigten Staaten agitiert. Über einen Dritten will Abdallah sogar von einer Ankündigung gehört haben, wonach ein „harter Schlag bevorstehe“. Direkte Hinweise auf die Anschläge in New York und Washington habe er aber nicht bekommen.

Bundesanwalt Walter Hemberger betonte am Rande der Verhandlung, er halte den 28-Jährigen als Zeugen für „absolut glaubwürdig“. Abdallah, der sich in einem Zeugenschutzprogramm befindet, erschien vor Gericht mit Perücke und dicker Hornbrille. Er gilt als Kronzeuge im Düsseldorfer Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der El-Tawhid-Organisation, die Anschläge auf jüdische Ziele in Deutschland vorbereitet haben sollen.

Motassadeqs Verteidiger regten gestern an, die jüngst aufgetauchte Videobotschaft Bin Ladens in das Verfahren einzuführen. Die Staatsanwaltschaft begrüßte das. Magda Schneider