Jubiläum für den Jazz

Die Leverkusener Jazztage feiern 25-jähriges Bestehen. Hinwendung zum Populären sichert den Erhalt

Wer in der selektiven deutschen Festivallandschaft überleben will, muss sich Einiges einfallen lassen. Bei der 25. Auflage der heute beginnenden Leverkusener Jazztage haben sich die Veranstalter dafür entschieden, den nicht gerade populären Begriff des „Jazz“ möglichst weit zu fassen. So ist es nicht verwunderlich, dass das Festival mit der reformierten Heavy-Funk-Band Living Colour oder dem US-Vokalisten Al Jarreau, einem Dauergast auf deutschen Festivalbühnen, als Headliner wirbt. Die klassischen Programmpunkte des nach eigenen Angaben „größten deutschsprachigen Jazzfestivals“ folgen erst in zweiter und dritter Stelle: Der französische Accordeon-Spieler Richard Galliano mit seinem Trio, oder der Neo-Bop Saxophonist James Carter im Trio mit dem Organisten Jimmy Smith und dem deutschen Trompeter Joo Kraus – eine Hälfte des Jazzfunk Duos „Tab Two“. Begleitet wir das Festival von einer Ausstellung über den verstorbenen Wuppertaler Free-Bassisten Peter Kowald.

Zum Jubiläum werden an den acht Tagen rund 20.000 Besucher erwartet. Gut 20 Konzerte an fünf verschiedenen Veranstaltungsorten. Keine Überschneidungen. Früher kamen die Leverkusener schon einmal auf die doppelte Anzahl. Seit der Entwicklung eines neues Konzepts im Jahr 1996 zur Rettung des kriselnden Festivals, setzen die Veranstalter notgedrungen auf „Qualität statt Quantität“. Auch besagtes Vordringen in „populäre Grenzbereiche des Jazz“, wurde damals beschlossen.

Sehr zur Freude der Fernsehsender 3Sat und WDR, die ihre Nachtprogramme gerne einmal mit Konzerten der Jazztage füllen, sowie des Radiosenders WDR 5. Wie heftig die Sender darauf reagieren, wenn sich Festivalleiter nicht dem Diktat des Populären unterwerfen, musste vor zwei Jahren das wahrscheinlich zweitgrößte deutschsprachige Jazzfestival in Moers erfahren. Der WDR beendete nach 30 Jahren die Zusammenarbeit mit dem „Moers-Festival“, da der künstlerische Leiter eine Mitsprache bei der Programmgestaltung ablehnte.

Leverkusen versucht also weiter den erfolgreichen Spagat zwischen Kommerz und Anspruch. Der mittelfristigen Sicherung des Festivals tut dies gut. Schade wäre es allemal, wenn auch die „Leverkusener Jazztage“ den Weg anderer, mangels Akzeptanz eingestellter Festivals antreten müsste. Ein Rückblick auf die letzten 25 Jahre genügt: Miles Davis, Herbie Hancock, Wayne Shorter, Joe Zawinul, John Mc Laughlin, Van Morrison, Albert Mangelsdorff und etliche mehr.

HOLGER PAULER

6. bis 13. Novemberwww.leverkusener-jazztage.de