Verein beantragt Palastrevolte

Die Initiative „Zwischen Palast Nutzung“ plädiert für ein tausendtägiges Kulturprogramm im Palast der Republik

„Wir respektieren den Beschluss des Bundestags“, erklärt Philipp Oswalt, zweiter Vorsitzender des Vereins „Zwischen Palast Nutzung“, „aber wir halten ihn für falsch.“ Letzte Woche hatte das Parlament den Abriss des Palastes der Republik beschlossen. Die Ruine soll ab Februar 2005 geschliffen, die Fläche zunächst begrünt werden.

Die Initiative um die Architekten Philipp Oswalt und Amelie Deuflhard hat nun ein umfassendes Konzept einer Zwischennutzung vorgestellt. Ihr schwebt ein „urbanes Labor“ vor. Von 1973 bis 1976 wurde der Palast gebaut. Genauso lang, nämlich 1.000 Tage, sollen KünstlerInnen Kultur im skelettierten Gemäuer inszenieren dürfen. 250 Projekte seien schon in Planung, sagte die Vorsitzende Amelie Deuflhard. Darunter zum Beispiel auch, David Bowie oder Udo Lindenberg in die Betonfluchten zu holen. In einem Recherche-Workshop soll den Arbeitern nachgespürt werden, die dem Bauwerk vor 30 Jahren das Asbest einarbeiteten. Reste des Palastes sollen ins kreative Recycling.

Die beiden Letzteren klingen nach Vergangenheitsbewältigung. Die Nutzung sei aber auf die Zukunft ausgerichtet, versucht Deuflhard jeden Nostalgie-Verdacht zu zerstreuen. Man sei auch nicht gegen den Abriss. Aber den Palast durch Rasen zu ersetzen, sei falsch.

Nachdem der Senat eingestehen musste, dass sich Berlin einen Bau, der an das Stadtschloss erinnert, vorerst nicht wird leisten können, sei die Politik in „blinden Aktionismus“ verfallen, kritisiert Philipp Oswalt: „Die leere Wiese ist für uns ein Zeichen der Leere der Idee.“ Seit einem Jahr macht der Verein Vorschläge, das Vakuum besser zu nutzen. Doch außer „Lippenbekenntnissen“ habe man nichts erreicht, sagte Deuflhard. Im Programm sind daher einige Breitseiten gegen die Politik enthalten. Das Architektenbüro „raumlabor“ schlägt vor, Kinder die Stadt verwalten zu lassen. Im Workshop „Beamtenbeteiligung“ wird erörtert, wie Verwaltung „kreativ werden“ kann.

Finanzieren will der Verein solche Veranstaltungen mithilfe von Sponsoren – denen man zurzeit aber nichts bieten könne. „Wir brauchen ein Mandat des Eigentümers“, erklärt Deuflhard – des Bundes also. Zudem eine Baugenehmigung, um Fluchtwege und Brandschutz zu sichern. Die Umbauten würden etwa 1,2 Millionen Euro kosten, so Deuflhard. Ob der Verein den Zuschlag für die Bespielung erhält, ist unklar. Eine Zwischennutzung kann man sich in der Oberfinanzdirektion, die den Palast für den Bund verwaltet, zwar vorstellen. Laut Sprecher Helmut John gebe es allerdings mehrere Interessenten. Bevorzugt werde, wer bei gleichartigen Angeboten auch etwas zahle. „Zwischen Palast Nutzung“ will den Bau kostenlos bespielen. GRIT EGGERICHS