Sechs Tote bei Zugunglück in England

Schnellzug rast in Auto auf Bahnübergang. Auslöser möglicherweise Selbstmörder. 150 Verletzte. Queen entsetzt. Bahngewerkschaft fordert mehr Tunnel und Brücken

LONDON dpa ■ Ein schweres Zugunglück in England ist möglicherweise durch einen Selbstmörder ausgelöst worden. Sechs Menschen starben und 150 wurden verletzt, als ein Expresszug am Samstagabend auf einem beschrankten Bahnübergang westlich von London mit einem Auto zusammenstieß und entgleiste.

Ein Polizist, der Augenzeuge des Unglücks war, berichtete gestern, der Wagen sei auf die Gleise gefahren, als die Schranke noch oben gewesen sei. Als diese sich geschlossen habe, sei das Auto stehen geblieben. Die Polizei bestätigte, dass sie einen Selbstmord für möglich halte.

Der Zusammenprall war so heftig, dass der gesamte Zug entgleiste. Sechs der acht Waggons kippten um. Königin Elizabeth II. äußerte sich „schockiert und traurig“ über das schwerste Zugunglück seit zwei Jahren. Unter den Toten waren der Autofahrer und der Fahrer des Zugs. Mehrere eingeklemmte Reisende konnten erst nach fünf Stunden befreit werden.

Der aus London-Paddington kommende Zug auf dem Weg nach Plymouth war mit 300 Passagieren, darunter heimkehrende Fußballfans, besetzt. Er fuhr mit einer Geschwindigkeit von etwa 160 Kilometern pro Stunde. Der Direktor der Zuginspektion, Alan Sefton, hatte kürzlich gewarnt, dass Bahnübergänge „das größte Risikopotenzial für Katastrophen auf den Schienen“ darstellten. Allein im vergangenen Jahr kamen in Großbritannien 18 Menschen durch Unfälle auf Bahnübergängen um.

Der Generalsekretär der britischen Bahngewerkschaft, Bob Crow, forderte gestern, die Übergänge an Hochgeschwindigkeitsstrecken durch Tunnel oder Brücken zu ersetzen. Doch der Dachverband der privatisierten Bahngesellschaften lehnte das mit dem Hinweis ab, es gebe hunderte solcher Übergänge.