Alhassane erklimmt den Paralymp

1991, auf einer Reha- messe in Nordrhein-Westfalen: Der fünfjährige Alhassane Baldè aus dem kleinen Dorf Ahaus-Ottenstein bei Münster sitzt im Rollstuhl. Er ist seit seiner Geburt von der Brust abwärts gelähmt. Auf besagter Messe entdeckt er einen Rennrollstuhl im Kleinformat. Er wird neugierig, fragt, ob er sich mal reinsetzen dürfe und verliebt sich in das Gefährt. Der Grundstein für eine Sportlerkarriere war gelegt.

Heute ist Alhassane 19 Jahre alt, er wird nächstes Jahr das Abitur machen und ist seinem Sport treu geblieben. Seit er vor bereits vier Jahren das paralympische Jugendlager in Sydney besuchen durfte, stand für ihn fest: Er würde bei den Paralympics 2004 in Athen antreten. So kämpfte er sich durch Vorentscheidungen, fuhr gegen ältere, stärkere Mitstreiter schneller als je zuvor und schaffte es schließlich in die deutsche Mannschaft. Zusammen mit über 200 weiteren Sportlern fuhr er nach Griechenland wo das Wetter erstmal viel schlechter war, als erwartet. ,,In der ersten Woche war es sehr kalt“, erzählt Alhassane, ,,aber dann wurden es auf einmal fast 40 Grad! Das hat mir aber nichts ausgemacht.“ In den zwei Wochen seines Aufenthalts trainierte er täglich zwei Mal, und im olympischen Dorf, das mit 4000 Einwohnern größer war als sein Heimatort Ottenstein, fand er viele neue Freunde. ,,Mit einigen stehe ich noch in e-mail-Kontakt“, sagt Al- hassane. Besonders aufgefallen sind ihm die zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen vor Ort: ,,Wir sind oft zum Stadion eskortiert worden, das war natürlich ziemlich ungewohnt.“

Im Stadion selbst musste man sich vor dem Start überprüfen lassen: Die Ausstattung des Rollstuhls darf schließlich nicht gegen die Vorschriften verstoßen, außerdem ist die Größe der Werbefläche genau fest- gelegt und Doping-Proben werden auch genommen. Diese waren allerdings meistens negativ. ,,Es nützt den Sportlern ja nichts“, findet Alhassane. ,,Sie bekommen keine hohen Preisgelder, einen Sponsor finden sie durch Doping auch nicht, und die Medien interessieren sich nach wie vor kaum für den Behindertensport.“

Vor allem Letzteres ist eine Tatsache, die Alhassane nur zu gerne ändern würde. Die Paralympics bekommen als zweitgrößtes Sportereignis der Welt immer noch kaum Aufmerksamkeit, dabei werden dort ebenso tolle Leistungen vollbracht, wie im Nichtbehindertensport.

AuchAlhassane schaffte zwei neue persönliche Bestzeiten und kann stolz und mit vielen schönen Erinnerungen auf Athen zurückblicken. Er freut sich schon jetzt auf 2008, wenn die Paralympics in Peking stattfinden. Bestimmt wieder mitAlhassane Baldé.