An der richtigen Stelle suchen

betr.: „Verlorenes Vertrauen“, taz bremen vom 12. 11. 2004

Zu dem Interview mit Herrn Plagemann fällt mir ein Witz ein: Zwei Männer treffen sich auf einer Straße, der eine scheint im Licht einer Laterne etwas zu suchen. Fragt ihn der andere: „Was machst du da?“ Antwort: „Ich suche meinen Schlüssel.“ Nächste Frage: „Wo hast du ihn denn verloren?“ Antwort: „Na, da hinten, im Gebüsch.“ Letzte Frage: „Und warum suchst du dann hier?“ – „Weil es hier heller ist.“

Man muss schon an der richtigen Stelle suchen. Herr Plagemann mag bei seiner „Untersuchung“ der Kulturbehörde vieles gefunden haben, aber noch nicht den Schlüssel zur Lösung des Problems der Reorganisation. Nur die Aussagen, von denen ich mich persönlich angesprochen sehen muss, will ich kommentieren, wobei ich nicht beanspruche, eine Ressortposition zu formulieren. Es geht um eine Erklärung in eigener Sache.

Für das mehr als fünf Jahre anhaltende Elend der nicht vollzogenen Umstrukturierung der Behörde sieht Herr Plagemann die Verantwortung auch bei den „leitenden Beamten und Mitarbeitern“ Herrn Heller, Frau Hohlfeld und mir. Das ist verkehrt.

Verantwortung kann man nur für die Entscheidungen übernehmen, die zu treffen man berechtigt ist. Herr Heller, Frau Hohlfeld und ich sind keine „leitenden Mitarbeiter“ in dem arbeitsrechtlich definierten Sinn des Begriffs, da wir nicht das Recht haben, in der Behörde Organisations- und Personalentscheidungen zu treffen. Herrn Heller, Frau Hohlfeld und mir darf Herr Plagemann daher nicht die Verantwortung für Entscheidungen (bzw. unterlassene Entscheidungen) zurechnen.

Dagegen haben wir sehr wohl Verantwortung für die Beratung und die Vorbereitung von Entscheidungen der Ressortleitung. In den vergangenen 5 Jahren haben wir deshalb mehrfach komplette und differenzierte Organisationspläne zur Entscheidung vorgelegt.

Anstatt der Verwaltung Versäumnisse anzulasten, die sie nicht zu verantworten hat, wäre darüber zu sprechen, warum organisatorische Missstände über Jahre fortbestehen konnten. Dann käme neben der überholten formellen Organisationsstruktur der Behörde auch die informelle Organisationskultur im Zusammenspiel von Kulturpolitik, Kulturverwaltung, Kultureinrichtungen und Künstlern in den Blick – die weitgehend unreflektierten Selbstbilder, Einstellungen, Werte und Routinen. Dies wird erst recht erforderlich, wenn es zu einer Zusammenführung von k.m.b. und Verwaltung kommen sollte. In einem zielgerichteten und koordinierten Kulturwandel bei allen Akteuren liegt die größte Chance für den Aufbau neuen Vertrauens, das wichtig ist nicht nur für den Erfolg der Kulturhauptstadt-Bewerbung. REINHARD STRÖMER, Bremen

Anm. d. Red.: Reinhard Strömer ist Abteilungsleiter beim Senator für Kultur, Bremen.