Kongos Musikstar triumphiert vor Gericht

Weil er Einwanderer nach Europa schleuste, bekam der berühmte Sänger Papa Wemba eine Bewährungsstrafe

Papa Wemba ist ein Star der Weltmusik. Aber nicht deswegen wurde der 55-jährige Kongolese gestern von einem französischen Gericht verurteilt. Die Anklage lautete auf Menschenschmuggel.

Hinter der Anklage verbarg sich ein einfacher Trick. Wenn der kongolesische Sänger auf Tournee ging, nahm er viele Leute mit, die nicht an den Konzerten mitwirkten und hinterher auch nicht wieder in den Kongo zurückfuhren. Zum ersten Mal fiel das den Grenzern am Pariser Flughafen Roissy im Dezember 2001 auf, als Wemba 127 Musiker mitbrachte. Nach ihren Instrumenten gefragt, waren die meisten ratlos. Sie hatten keine dabei. Aber sie alle hatten EU-Visa samt Arbeitserlaubnis.

Es habe sich nur um einen Freundschaftsdienst gehandelt, erklärte Papa Wemba der Polizei. Die gestoppten Kongolesen hatten allerdings jeder 3.200 Dollar gezahlt. Billigere Möglichkeiten, legal oder illegal nach Europa zu kommen, gibt es jedoch für Durchschnittskongolesen kaum. Als ähnliche Vorgänge auch in Belgien aufflogen, wurden 2003 Ermittlungen aufgenommen. Zwischen Februar und Juni 2004 saß der Musiker sogar in Untersuchungshaft, bis Kongos Präsident Joseph Kabila die Kaution von 30.000 Euro zahlte. Am 25. Oktober begann schließlich der Prozess in Frankreich, wobei zahlreiche prominente Kongolesen anreisten, um ihren Helden lautstark im Gerichtssaal zu unterstützen. Die vier Monate Gefängnis, die er jetzt absitzen muss, sind eventuell mit der Untersuchungshaft abgegolten.

Seine Unterstützer jubelten bei der Urteilsverkündung. Papa Wemba steht im Kongo für bessere Zeiten, als das Land den Ton in der afrikanischen Musik angab. In der Region Kasai 1949 als Jules Shungu Wembadio Pene Kikumba geboren, begründete Papa Wemba einen dynamischen Musikstil an Stelle des verstaubten Rumba der 50er- und 60er-Jahre. Als Diktator Mobutu die „Zairianisierung“ dekretierte und europäische Namen und Kleidung verbot, entstand Ende der 70er-Jahre die Band Viva la Musica, mit der Papa Wemba weltberühmt wurde.

Musik und Kleidungsstil dieser Band waren immer auch ein Spiel mit der Kampagne Mobutus. Als selbst ernannter Führer der „Société des Ambianceurs et des Personnes Élégantes“ (Gesellschaft der Stimmungsmacher und eleganten Menschen), deren Anhänger sich nach der Abkürzung Sape „sapeurs“ nannten, pflegte Wemba einen dandyhaften Kult europäischer Markenkleidung. Im Niedergang des Kongo in den 80er- und 90er-Jahren war das identitätsstiftend für Jugendliche in Kinshasa, die damit beweisen wollten, dass sie den Traum vom „Weltniveau“ nicht aufgegeben hatten.

Viva la Musica existiert bis heute. Molokai International wurde 1992 Wembas zweite Band, mit der er verstärkt international zu sehen war. Inzwischen ist Wemba älter und religiöser geworden. Immerhin ist er nun aber nicht von der Bühne verschwunden.

DANIEL STOEVESANDT

DOMINIC JOHNSON