Nevin Aladag

Ein fruchtbarer Augenblick: Nevin Aladag hat für ihre „Freeze“-Serie, die diese literataz-Beilage illustriert und zuletzt im Berliner Künstlerhaus Bethanien zu sehen war, Breakdancer fotografiert, die ihre Moves in erstarrter Pose beenden. Die eingefrorene Bewegung lässt den Tänzer als Skulptur im öffentlichen Raum erscheinen – das ist für eine Szene, der hierzulande vor allem jugendliche Migranten angehören, ein angenehm selbstbewusstes Setting. Die 1972 im türkischen Van geborene Aladag spielt häufig Situationen durch, in denen die Brechung von ethnischen Festschreibungen sichtbar wird: Der Battle gehört zum Alltag, wird aber ohne Waffen ausgefochten. Ein Video zeigt einen B-Boy, der gegen seinen Schatten antritt; später hat sie mit „Familie Tezcan“ das Porträt einer türkischstämmigen Familie gedreht, in der Vater und Mutter den Kindern HipHop-Schritte beibringen, für die sie Elemente aus arabischen Folkloretänzen für neue Styles kombinieren. Diese Übersetzung von Tradition und popkulturellen Codes treibt Nevin Aladag in ihren Arbeiten voran: Aus Fundstücken heutiger urban culture schafft sie komplexe kulturelle Erzählungen. HF