WAS MACHT EIGENTLICH
:

Otto Friedrich von der Gröben?

Überflüssig sein

Ein Mann des Militärs war er, ein reisemunterer noch dazu. 1682 verschlug es den preußischen Generalleutnant Otto Friedrich von der Gröben schließlich nach Afrika ins heutige Ghana. Dort ließ er als erster brandenburgischer Kolonialgouverneur die Festung Großfriedrichsburg erbauen – die zum zentralen Umschlagplatz für den transatlantischen Sklavenhandel mutierte. Bis zu 30.000 Menschen sollen von dort als Sklaven verschifft worden sein. Für den kolonialbegeisterten Kaiser Wilhelm II. ein toller Einsatz: Er belohnte 1895 Gröben post mortem mit einem Straßenzug – dem Kreuzberger Gröbenufer, gleich hinter der Oberbaumbrücke.

Das geht gar nicht, befanden die Kreuzberger Grünen bereits im Sommer 2007 – und forderten eine Umbenennung des Ufers. Problem nur: War das Gröbenufer tatsächlich nach Otto Friedrich benannt oder doch nach seinem Namensvetter Karl? Letzterer war preußischer Generalleutnant und „nur“ der blutigen Niederschlagung eines Soldatenaufstandes schuldig. Heute hat das Rätseln nach zwei Jahren ein Ende: Im Kulturausschuss von Friedrichshain-Kreuzberg wird um 18.30 Uhr ein Gutachten vorgestellt, das besagt: Namensgeber des Ufers ist Otto Friedrich, der Kolonialist! Ein altes Schreiben an den Kaiser zur Straßenbenennung würde es beweisen, so Elvira Pichler, kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Bezirk. „Der Name ist untragbar.“

Man wolle stattdessen die Erinnerungsperspektive umdrehen und das Ufer nach der afrodeutschen Menschenrechtsaktivistin May Avim benennen, die 1996 in Berlin verstorben ist. „Wir hoffen auf eine Änderung bis zum Sommer“, so Pichler. Eine Mehrheit dafür im Bezirksparlament sei noch ungewiss.

Ganz verschwinden muss General Gröben aber nicht vom Ufer: Er soll künftig auf einer Infotafel auftauchen – über die deutsche Kolonialgeschichte. KO Foto: Archiv