Aktenzeichen XY aufgelöst

Ein Bremer Migrant möchte seinen Aufenthalt verlängern – doch sein Dossier ist verschwunden

Bremen taz ■ Unheimliches tut sich hinter Behördentüren. Jüngst hat sich dort eine Akte in Luft aufgelöst. Pech nur für den, der sie braucht. Das ist Bello Bawa, und bei dem fraglichen Dossier handelt es sich um seine Ausländerakte. Die Bremer Ausländerbehörde kann sie nicht finden – sprich: die Aufenthaltsgenehmigung des Nigerianers nicht verlängern.

Angelegt wurde das gesuchte Stück in Braunschweig, wo Bawa im Juli 2003 einen Asylantrag stellte. Einige Zeit später heiratete er eine Bremerin. Als frischgebackener Ehemann einer Deutschen bekam Bawa im November 2003 von der Braunschweiger Ausländerbehörde eine Aufenthaltsgenehmigung – zunächst für ein Jahr – und zog zu seiner Frau nach Bremen.

An einem Septembermorgen in diesem Jahr macht sich Bawa auf den Weg zur Bremer Ausländerbehörde. Hier möchte er seine Aufenthaltserlaubnis um weitere zwei Jahre verlängern – das übliche Vorgehen, wenn man mit einem deutschen Partner verheiratet ist. Doch die Sachbearbeiterin sagt: „Wir haben Ihre Akte nicht, die müssen wir wohl erst von Braunschweig anfordern. Kommen Sie in zwei Monaten wieder.“ Anfang November die gleiche Situation: keine Unterlagen, rufen Sie wieder an. Doch die Akte bleibt verschwunden.

Wo sie wohl steckt? Anruf in Braunschweig: „Wir haben sie per Post an die Behörde nach Bremen geschickt, gleich nachdem Herr Bawa dorthin gezogen ist“, sagt der Sprecher der Bezirksregierung, Jens-Thilo Schulze. Anruf in Bremen: „Hier ist die Akte nicht angekommen oder nicht auffindbar“, so Innenressort-Sprecher Markus Beyer. Bawa hat nun erst einmal ein Papier, auf dem steht, dass er drei weitere Monate in Deutschland bleiben darf. Er hätte gerne im Dezember seine Familie in London besucht, so Bawa. Jetzt bekommt er dort kein Visum. Auch die Verlängerung seines Arbeitsvertrages könnte nun schwierig werden. „Wir legen eine Ersatzakte an“, beruhigt Beyer. Die Daten könnten beim Ausländerzentralregister neu beschafft, die Papiere dann ausgestellt werden.

Wo aber mag die Akte hingekommen sein? „Vielleicht ist sie ja auf dem Postweg verloren gegangen“, mutmaßt Beyer. „Oder sie ist in Bremen irgendwo anders gelandet, in der Registratur zum Beispiel“, spekuliert Schulze. Ja, vielleicht beugt sich just in diesem Moment irgendwo ein interessierter Bremer Bürger über Bawas Akte und studiert dessen Familiengeschichte. „Ich bin darüber gar nicht glücklich“, sagt Bawa.

Dorothea Siegle

Aufruf: Sollten Sie der betreffenden Akte begegnen, melden Sie sich! Sachdienliche Hinweise nimmt die Bremer Ausländerbehörde entgegen