Pisa-Experte: Dreigliedrige Schule gescheitert

Nach Pisa 2003 fordert die Wissenschaft „Schule für alle“. GEW: Kultusminister müssen Sofortprogramm auflegen

BERLIN dpa/taz ■ Die vorab gekannt gewordenen Ergebnisse der neuesten Pisa-Studie haben die Debatte um die Schulformen neu entfacht. Während Unionspolitiker bemüht sind, die Existenz der Hauptschule und die Sortierung der Schüler nach Leistung zu verteidigen, schwenkt die Wissenschaft jetzt um. Der Leiter der Pisa-Studie, Andreas Schleicher, sagte: „Das dreigliedrige System ist gescheitert.“ Die Aufteilung der Schüler in Haupt-, Realschulen und Gymnasien „führt dazu, dass schwache Schüler abgeschoben statt individuell gefördert werden“, urteilte der Pisa-Koordinator in der Zeitschrift Capital. „Die Lehrer müssen besser auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler eingehen – das tun sie im dreigliedrigen System nicht.“

Die Studie namens „Program of International Students Assessment 2003“ (Pisa 2003) hatte die schlechten deutschen Ergebnisse von 2000 im Wesentlichen bestätigt: niedrige Leistungen im internationalen Vergleich (Platz 17 von 31) – und extreme Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Stellung der Eltern.

Die Bildungsgewerkschaft GEW forderte von den Kultusministern ein Ende der „richtungslosen Werkelei“. „Wertvolle Zeit, zum Beispiel für Sofortmaßnahmen in der Lehrerweiterbildung, Zeit für ein groß angelegtes Lese- und Sprachförderprogramm, vor allem in den Hauptschulen, blieb ungenutzt“, bemängelte die schulpolitische Sprecherin der Gewerkschaft, Marianne Demmer. CIF

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