■ Zum Interview mit Dirk Siegfried
: Zurücktreten soll Frau Zypries

betr.: „Volker Beck soll zurücktreten“, taz vom 27. 11. 03

Wann haben die Schwulen Juristen seit der Bundestagswahl einmal gegenüber SPD und Justizministerin zugunsten der Homorechte interveniert? Statt die eigenen Leute anzupissen, sollte man vielleicht mal bei denen, die den Fortschritt verhindern und aufhalten, das Bein heben. KLAUS HABER, Berlin

Die Forderung an Volker Beck, er solle aus dem LSVD-Vorstand zurücktreten, ist doch wirklich absurd. Zurücktreten soll Frau Zypries, die sich entgegen dem Koalitionsvertrag gegen eine Initiative zur eingetragenen Partnerschaft ausgesprochen hat. Die Nichts-tu-Ministerin ist das Problem.

Aber auch wir Lesben und Schwulen sind ein Problem: Außer von Volker Beck und dem LSVD hat man zum Thema Lebenspartnerschaft oder Antidiskriminierungsgesetz für Lesben und Schwule von niemandem etwas vernommen. Wo bleibt die Unterstützung der Homomedien, der vielen kleinen Gruppen und Initiativen für die Forderung nach gleichem Recht. […] E. EUCHNER, Pfullingen

Ich kann Dirk Siegfried leider nur in vollem Umfang zustimmen. Das Gesetz mit dem anspruchsvollen Titel „Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften“ ist in der derzeitigen Form exakt das Gegenteil dessen, was es besagt, nämlich ein Gesetz zur Zementierung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Wiederholte Umfragen besagen, dass weit weniger Paare als erwartet von diesem Gesetz Gebrauch machen, und die Politik zieht den falschen Schluss daraus, es gebe ja eigentlich keinen Bedarf dafür. Dass es aber genau die mittlerweile eingetretene – und vorhersehbare – krasse Schieflage dieses Gesetzes ist, die viele schwule Paare dazu bewegt, auf die Inanspruchnahme dieser stümperhaften gesetzlichen Regelung zu verzichten, scheint weder Herrn Beck noch den zuständigen rot-grünen Gremien vermittelbar zu sein. […] HANS J. DANIELKEWITZ, München

[…] Volker Beck kann zweifellos als einer der Väter des LPartG genannt werden. Als rechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion hat er dabei gegen massive SPD-Widerstände gekämpft. Mit seinem neuen Amt als parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion hat er nun ein anderes Aufgabengebiet. Dies hindert ihn nicht, mit Effizienz und großem Einsatz für Homo-Rechte weiter zu kämpfen. Mit seinem politischen Gewicht in Berlin und im Bundesvorstand des LSVD. Der jetzige Zustand ist am allerwenigsten ihm anzulasten. Eine Rücktrittsforderung ist ungerecht, realitätsfremd und äußerst kontraproduktiv. […]

AXEL HOCHREIN, Gerbrunn

Ich habe mich heute Morgen bei der Zeitungslektüre sehr über das Interview mit dem schwulen Juristen Siegfried unter dem Titel „Volker Beck soll zurücktreten“ geärgert. […] In diesem wichtigen Politikbereich passiert seit der letzten Bundestagswahl zu wenig. […] Herr Siegfried macht es sich sehr einfach, wenn er glaubt, „die Grünen müssen dafür sorgen, dass sich in der SPD was bewegt“. Ich selbst habe beim letzten CSD die miserable Rede von Frau Ministerin Zypries auf dem Alter Markt verfolgt. Es waren nichts als Worthülsen. Ähnlich schwammig äußerte sich ein Jahr zuvor Bundestagspräsident Thierse beim Berliner CSD. Die Trägheit innerhalb der SPD jetzt den Grünen zuzuschieben, wie es Herr Siegfried tut, ist schon ein starkes Stück. […] JOCHEN HECKER, Köln