So nützlich kann Kirmes sein

Nach Kritik im Anschluss an das Aus im DFB-Pokal bei Bayern konnte die „Kirmestruppe“ geschimpfte HSV-Elf in Stuttgart einen Punkt ergattern. Eine Plastikrose erhielt Trainer Toppmöller trotz vier niederlagefreien Ligaspielen nicht

Stuttgart taz ■ Die Gelegenheit mit dem VfB Stuttgart Achterbahn zu fahren hätte für den HSV kaum günstiger sein können. Steckt der Tabellenführer nach dem Pokalaus doch in seiner bislang schwächsten Phase. So nutzte der HSV die Gunst der Stunde und ermauerte am torlosen Nikolaustag einen Punkt.

In Hamburg kann man unter Klaus Toppmöller nach dem frisch ergatterten 0:0 auf vier Bundesligapartien ohne Niederlage zurückblicken. In seinen sechs Spielen als Cheftrainer holte er neun Punkte mit seinem Team – immerhin ein Zähler mehr als sein Vorgänger Krt Jara in acht Spielen. „Das war ein tolles Spiel, bei dem eigentlich nur die Tore gefehlt haben. Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft absolut zufrieden. Das war eine Leistungssteigerung um 100 Prozent gegenüber unserem Pokalauftritt“, lobte Toppmöller fast schon verzückt; mit der sicheren Gewissheit, dass die Standpauke (“Kirmestruppe HSV“, Bild) nach der Niederlage in München ihre Wirkung gezeigt hatte und nun wieder psychologische Aufbauarbeit bei seinem Team von Nöten ist.

Das, was die 22 Akteure den immerhin 41.000 Zuschauern bei der Nullnummer in Stuttgart boten, erinnerte allerdings wenig an Kirmesspaß. Besonders der Tabellenführer ließ seine gewohnten Qualitäten über weite Strecken vermissen. Es gab kaum gefährliche Torszenen und wenn doch, nahm der starke HSV-Keeper Stefan Wächter die Möglichkeit wahr, sich auszuzeichnen.

Doch auch der HSV hatte Chancen, den in dieser Spielzeit noch ungeschlagenen Tabellenführer erstmals zu bezwingen. Leider traf Mehdi Mahdavikia das Tor nicht und Sergej Barbarez fand seinen Meister in VfB-Keeper Timo Hildebrand. Dennoch war Barbarez mit den meisten Ballkontakten Dreh- und Angelpunkt des HSV-Spiels. „Ich hätte gern ganz vorne gespielt, aber in der jetzigen Situation stopfe ich die Löcher.“

Einen Wermutstropfen hatte der verdiente Punktgewinn noch: Als ob der HSV nicht schon genug Verletzte hätte, zog sich Tomas Ujfalusi, nach einem Zusammenprall mit Bastian Reinhardt, einen Innenbandriss zu. Doch Toppmöller arbeitet bereits an einer Lösung: Nach Spielende stieg der HSV-Coach in den Flieger, um sich in Brasilien umzusehen. Mal sehen, was er aus dem Sack zaubert, schließlich war ja Nikolaus.PETER-MICHAEL PETSCH