Weihnachtswolper

In den Weltläden gibt es fair gehandelte Bio-Schoko-Weihnachtsmänner zu kaufen. Eine Mischung aus Bischof von Myra und Santa Claus

von Gernot Knödler

Von der Bild gibt es zu Weihnachten die Volksbibel (und dafür eine Papstaudienz für die Redaktion), vom Fair-Handelshaus Gepa den Volksweihnachtsmann – eine bezahlbare Schoko-Figur aus ökologischen und fair gehandelten Zutaten. Die Figur selbst ist dem Aussehen nach ein Kompromiss zwischen dem katholischen Heiligen „Nikolaus“ im Bischofsgewand und dem Weihnachtsmann im roten Mantel mit Rauschebart, wie ihn seit den 20er Jahren Coca Cola populär gemacht hat.

Die Gepa gehört einer Reihe katholischer und evangelischer Organisationen und betreibt praktische Entwicklungshilfe: Seit 29 Jahren handelt sie mit typischen Produkten der Dritten Welt – Zucker, Kakao, Kaffee, Tee, Honig – die normalerweise über mehrere Stufen des Zwischenhandels nach Europa eingeführt werden. Bei den Produzenten kommt da nur ein Bruchteil der gezahlten Summen an. Überdies schwanken die Weltmarktpreise für Kaffee, Kakao und Zucker stark, so dass die Bauern in manchen Jahren wirtschaftlich stark unter Druck geraten.

Das Fair-Handelshaus versucht, diese Effekte auszugleichen, indem es die Waren direkt in der Dritten Welt einkauft, im Falle des Weihnachtsmannes bei Genossenschaften und Vermarktungsorganisationen in der Dominikanischen Republik, in Bolivien und auf den Philippinen. Dabei garantiert die Gepa einen Mindestpreis, dazu Aufschläge für Entwicklungsprojekte und ökologischen Landbau. Steigt der Weltmarktpreis über den Mindestpreis des Fairen Handels, bezahlt die Gepa den Weltmarktpreis und die Zuschläge.

Den ersten Schoko-Weihnachtsmann hat die Gepa vor sechs Jahren auf den Markt gebracht – eine Confiserie-Figur aus brauner und weißer Schokoload, in Zellophan verpackt. Weil die wenigen tausend Stück sich so gut verkauften, kam im vergangen Jahr eine gleichermaßen erfolgreiche Biovariante dazu.

„Nach dem Erfolg haben wir gedacht, dass wir das in einer größeren Auflage anbieten und auch günstiger, damit man mehr Leute erreichen kann“, erinnert sich Gepa-Sprecherin Brigitte Frommeyer. Deshalb gibt es in diesem Jahr zum halben Preis (1,50 Euro) einen Weihnachtsmann in bedruckter Alufolie. Weil die erste Auflage von 30.000 Stück bereits verkauft ist, hat die Gepa 15.000 Stück nachproduzieren lassen. Zu kaufen gibt es sie in den Weltläden, zum Beispiel in der Rathauspassage und der Osterstraße (www.weltlaeden-hamburg.de).

Dass die neue Figur stärker auf den heilig gesprochenen Bischof von Myra verweist, der im vierten Jahrhundert in Kleinasien lebte, liegt an einigen Basisgruppen der Gepa. Ihnen lag daran, den christlichen Charakter der Festtage zu betonen. Dabei sind in die Gestalt, die am 6. Dezember die Stiefel füllt und manchen Haushalten die Geschenke bringt, zahllose lokal unterschiedliche Volksbräuche eingeflossen. Den frühen Protestanten war der Nikolaus ein Dorn im Auge, weil sie die Heiligen-Verehrung ablehnten. Martin Luther soll stattdessen das Christuskind propagiert haben.

Der Autor ist froh, dass es beides gibt, denn das Christuskind kann man nicht essen wie den Gepa-Nikolaus. Der schmeckt wie die neue Bio-Vollmilchschokolade der Gepa: vorzüglich.