Riesenrad dreht hohl

Bei der World Wheel Holding bricht das Chaos aus. Die Zukunft der Touristenattraktion bleibt ungewiss

Seit zwei Jahren wird es geplant, doch das Riesenrad in Berlin will einfach nicht in Schwung kommen. Trotz zahlreicher Probleme will der Senat die Touristenattraktion unbedingt. Bis jetzt existiert aber weder ein Finanzierungskonzept, noch steht ein Standort für das Riesen-Ding fest. Fraglich ist auch, wer das Rad, wenn überhaupt, bauen soll.

Zurzeit streiten zwei Bewerber um das schlüssigere Konzept. Zum einen die World Wheel Holding, die das Rad am Gleisdreieck bauen will. Sie hat allerdings mit massiven Schwierigkeiten zu kämpfen. Bisher gibt es nicht mal eine Betreibergesellschaft. Wer hinter der Holding steht, ist unklar. Am Mittwoch feuerte zudem Geschäftsführer Eberhard Leopold seinen Sprecher Dirk Nishen. Gründe für die fristlose Entlassung nannte Leopold nicht. Auch Nishen, nach eigenem Bekunden von der Entlassung völlig überrumpelt, wollte sie nicht weiter kommentieren. Ob Leopold selbst nach dem Wochenende überhaupt noch Geschäftsführer sein wird, ist ebenfalls zweifelhaft. Wie inzwischen herauskam, war er vor fünf Jahren zu zwei Jahren Haft auf Bewährung inklusive Geldstrafe verurteilt worden. Leopold hatte bei seinem damaligen Arbeitgeber, der Hamburger Wirtschaftsbehörde, 150.000 Euro veruntreut. Am Wochenende treffen sich die Gesellschafter zu einer Krisensitzung. Falls „die Geschichte“ dem Projekt schade, trete er zurück, sagte Leopold.

Konkurrent der krisengeschüttelten Holding ist Adolf Steiger, der das Rad ursprünglich für World Wheel entwerfen sollte. Inzwischen will er es lieber in Eigenregie bauen und peilt als Standort den ehemaligen Containerbahnhof in Mitte an. Die Holding hat er verlassen, weil ihm die Finanzierung nicht sicher schien. Eine endgültige Zusage seines Geldgebers hat Steiger allerdings auch noch nicht, rechnet aber „täglich“ damit. OLIVER MARQUART