Besser das Essen nie mundet

Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau will mehr Biokost unter die Weihnachtsbäume bringen. Davon sollen auch Umlandbauern profitieren. Nur haben deren Produkte gerade keine Saison

VON OLIVER MARQUART

„Das Motto ‚Geiz ist geil‘ hört bei Lebensmitteln auf“, verkündete Fernsehkoch Ralf Zacherl. Anscheinend schwört er auf Biozutaten. Zumindest wenn er – wie am Wochenende – im größten Biosupermarkt Europas zusammen mit Brandenburgs Agrarminister Dieter Woidke (SPD) kocht, um die erste Berliner Bioweihnacht einzuläuten.

Der Biobranche geht es gut. Nach leichten Rückgängen wegen des Nitrofen-Skandals machen die Bioläden in Berlin wieder gute Umsätze. Waren sie früher einer bestimmten Zielgruppe vorbehalten, sprechen sie heute ein breiteres Publikum an. „Die Welt der Bioläden ist bunter und vielseitiger geworden“, sagt Meinrad Schmitt vom regionalen Großhändler terra Naturkost. Sorgen, dass die Großen dabei die Kleinen verdrängen, macht er sich zwar auch, meint aber: „Die großen Läden sind wichtig für das Vorwärtskommen der Branche, aber die kleinen muss es auch weiter geben. Sie suchen aber schon stark nach Nischen und versuchen, Sortimente anzubieten, die in großen nicht geführt werden.“ Momentan seien etwa 28.000 verschiedene Bioartikel im Angebot, so Schmitt. Angesichts dieser Warenvielfalt könnten sich auch kleine Läden sehr gut spezialisieren, etwa auf spezielle Warengruppen oder Ernährungsgewohnheiten. So gebe es mittlerweile zum Beispiel reine Sojaläden.

Um noch mehr Kunden auf die Vorteile von Bio aufmerksam zu machen, nutzt die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e. V. (FÖL) den traditionellen Fressmonat Dezember. Unter dem Motto „Zum Feste nur das Beste“ will sie mit einer Berliner Bioweihnacht alle Informationen über Bioangebote, Ökoweihnachtsmärkte und kreative Bioaktionen in Berlin und Brandenburg bündeln.

Sanna Rehfeld von der FÖL sagte zum Startschuss im Biosupermarkt LPG am Mehringdamm, die Idee beruhe auf drei Gegebenheiten. „Erstens Weihnachten, ein saisonaler Anlass, der jedes Jahr stattfindet und nie ausfällt; zweitens dem Biomarkt, der hervorragende, qualitativ hochwertige Produkte bietet; und drittens dem Verbraucher, der gerade zu Weihnachten leckeres Essen für sich und seine Lieben sucht.“

Die FÖL ist ein gemeinnütziger Verein, der die Nachfrage nach Bioprodukten mittels Öffentlichkeitsarbeit und Verbraucherinformation fördern will. Unterstützung für die Bioweihnacht fand sie bei den Bioverbänden Bioland, demeter, Gäa, Naturland und Biopark sowie regionalen Biolandwirten und Händlern. Die Angebote der Bioweihnacht reichen von Öko-Adventsmärkten am Kollwitzplatz, in der Sophienstraße und in der Domäne Dahlem über Weihnachtstheater für Kinder bis hin zur Bio-Glühwei(h)nnacht. Zu dieser laden Brandenburger Biobauern am 4. Dezember auf ihre Höfe.

„Die meisten ahnen nicht, wie schön es auf einem Bauernhof im Winter ist“, schwärmt Hans Joachim Brych vom Ökohof Kuhhorst. Sämtliche Termine und Veranstaltungen sowie Adressen finden sich auf der Internetseite www.berliner-bio-weihnacht.de. Zusätzlich soll eine Telefon-Hotline Beratung auch in Geschenkfragen bieten.

Minister Woidke hob hervor, Brandenburg habe statistisch den höchsten Anteil an ökologisch bewirtschaftetem Boden in Deutschland. Er wies darauf hin, dass Bioprodukte möglichst aus der Region stammen sollten. Konsequenterweise kochte er zusammen mit Zacherl für die Region typische Pastinaken als Beilage zum Festtagsbraten.

Meinrad Schmitt bemängelte den ungünstigen Zeitpunkt ein wenig. „Wir haben ein sehr starkes Obst-Gemüse-Sortiment, und da bin ich immer ein bisschen traurig, wenn solche Aktionen, die regional sein sollen, mitten im Winter stattfinden.“ Es sei aber wichtig, auf Bioprodukte aus Brandenburg aufmerksam zu machen.