Gutachten lässt Vorwürfe verschwinden

Im Auftrag von DaimlerChrysler entlastet Völkerrechtsexperte Christian Tomuschat Mercedes-Benz Argentinien

BERLIN taz ■ Der Berliner Völkerrechtsprofessor Christian Tomuschat hat das Unternehmen Mercedes-Benz Argentinien von dem Vorwurf entlastet, 1976 und 1977 aktiv an der Verhaftung und Ermordung von gewerkschaftlich organisierten Betriebsräten in dem Werk bei Buenos Aires mitgewirkt zu haben. In einem Gutachten, das Tomuschat im Auftrag des DaimlerChrysler-Konzerns erstellt und gestern in Stuttgart vorgestellt hat, kommt er zu dem Schluss, die Anschuldigungen seien nicht haltbar. Der Hauptbelastungszeuge habe zu verschiedenen Zeitpunkten widersprüchliche Aussagen gemacht.

Erst vor zehn Tagen hatte die Nürnberger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen in Sachen Mercedes-Benz Argentinien mit etwa der gleichen Begründung eingestellt – sehr zur Empörung der deutschen Journalistin Gaby Weber, die diese Fälle seit vielen Jahren akribisch recherchiert hat. Im Verein mit den „Kritischen Aktionären“ von Daimler-Benz kritisiert sie die Untersuchungsmethoden Tomuschats in Argentinien – eine Kritik, der sich auch der Berliner Anwalt Wolfgang Kaleck anschließt. Tomuschat habe „offenbar nicht in ausreichendem Umfang“ Gespräche in Argentinien geführt, sagt Kaleck im taz-Interview und kündigt an, gegen die Einstellung des Verfahrens Beschwerde einzulegen.

PKT

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