Gnade fürs Kaninchenauge

Erst hat Senatorin Röpke die Affen-Versuche verlängert – nun hat sie drei Forscherinnen ausgezeichnet, die eine Alternative zu Tests an Karnickeln entwickelt haben

Bremen taz ■ Frohe Botschaft für Karnickel: Künftig müssen nicht mehr ihre Augen herhalten, um zu testen, ob Wimperntusche oder neue Augentropfen mal so richtig schädlich sind fürs Augenlicht. Drei Wissenschaftlerinnen vom Institut für Biophysik an der Universität Bremen haben ein künstliches Hornhautmodell entwickelt, an dem Kosmetika, Pharmaprodukte und Chemikalien getestet werden können – Tierversuche an den Augen von Kaninchen würden so überflüssig. Für diese Leistung erhielten die Biophysikerin Maria Engelke, die Biologin Michaela Zorn-Kruppa und die Biochemikerin Svitlana Tykhonova gestern den Bremer Tierschutzpreis.

Übergeben wurde der Preis von Gesundheitssenatorin Karin Röpke – die erst vergangene Woche die Versuche am Hirn von Makaken-Äffchen an der Bremer Uni verlängert hatte. Nach der aufgeregten Debatte um die Affenforschung freue sie sich, dass sie nun eine eher stille Arbeit auszeichnen könne, die eine Alternative zu Tierversuchen darstelle, sagte Röpke. Preisträgerin Engelke plädierte dafür, generell stärker nach Ersatzmethoden zu suchen: „Wenn schon immer von Innovationen im Land Bremen gesprochen wird, wäre es doch angebracht, elegantere Wege zu entwickeln als Tierversuche an Affenhirnen“, so Engelke.

Die Experimente an Kaninchen hätten sich irgendwann in den 40er Jahren etabliert und seien einfach nie mehr hinterfragt worden, sagte die Wissenschaftlerin. „Dabei ist das Kaninchenauge dem menschlichen gar nicht ähnlich, die Hornhaut ist zum Beispiel ganz anders gewölbt.“ Ihr Urteil über die Experimente: „wissenschaftlich unzulänglich und ethisch bedenklich“. Die drei Forscherinnen haben daher aus menschlichen Zellen ein Hornhautmodell geschaffen, das sich immer weiter reproduzieren lässt und als Testobjekt dienen kann.

Der erste Preis der Tierschutz-Auszeichnung ist mit 1.500 Euro dotiert. Außerdem gewürdigt wurden gestern Schulklassen und Privatpersonen, die sich vor allem um Tiere in Tierheimen kümmern. Dorothea Siegle