HAMBURGER SZENE
: So nicht!

Sie lief zu mir hinüber, ihre Absätze auf dem Asphalt trommelten mit meinem Puls um die Wette

Er sah so aus, als ob er alles bekäme, wenn er nur laut genug brüllen würde. Sie sah so aus, als ob sie alles bekäme, wenn sie mit den Wimpern klimpern würde. Jetzt aber wäre das nach hinten los gegangen, sie zischte: „Es ist Aus!“ Und: „Fass mich nicht an.“

Ich hielt es für angemessen, in der Nähe stehen zu bleiben: Kein Mensch zu dieser Stunde auf der Straße. Und weil die rasselnde Goldkette auf der gewölbten Brust des Mannes ein Beben verriet, das angetan war, katastrophale Folgen zu zeitigen. Einfach da sein, sagte ich mir, als Strich in der Landschaft – denn nun war dem Beben ein Grollen gefolgt, in dem die Schimpfwörter wie Blitze zuckten: Dass sie, Schlampe, überhaupt nichts zu sagen habe, dass immer noch er, dass, wenn er wolle… Da sein, dachte ich, als Strohhalm, nach dem die Rettungslose greift. Just das – tat sie zu meinem Schrecken. Sie lief zu mir hinüber, ihre Absätze auf dem Asphalt trommelten mit meinem Puls um die Wette.

Es ging noch glimpflich ab, die Frau bog nach ein paar gemeinsamen Schritten in eine Bar, ich in den Hauseingang. Als ich die Wohnungstür aufschloss, hörte ich meinen kleinen Sohn brüllen. Er mag gerade nicht alleine schlafen, und das hat er in letzter Zeit Nacht für Nacht lauthals erzwungen. Nochmals aber – das war nun entschieden wie das Geräusch der hinter mir ins Schloss fallenden Tür, sollte er damit nicht durchkommen. MAP