Deutsch, richtig und gut

Und ewig blökt die Leitkulturhammelherde: Die Deutschländer und ihr Patriotismus

Herr Stoiber möchte den Ausländern gern sein Deutsch lernen, das hat er so früher einmal gesagt. Wenn die Ausländer dann Herrn Stoiber sein Deutsch genauso gut beherrschen wie er selbst, will er sie die deutsche Staatsbürgerschaft verleihen. Und zwar feierlich, mit Ableistung des Verfassungseides und allem Zipp und Zapfenstreich.

Wenn einer wie Stoiber patriotistisch vorausschreit, können die lautesten Vorsitzenden, Protokollführer und Kassierer der anderen Deutschland-Vereine selbstverständlich nicht lange ihr Echo zurückhalten. Auf dem Parteitag der CDU im auch ansonsten nur für Senf bekannten Düsseldorf stellen sie gerade 24 Stunden täglich ihren Patriotismus so geschwollen ins Messezentrum, dass für nichts anderes mehr Platz ist.

Doch auch außerhalb dieser geschlossenen Abteilung blökt die Leitkulturhammelherde, als bekäme sie es bezahlt. Es müsse ja nicht gleich der Verfassungsschwur sein, aber für eine feierliche Einbürgerungszeremonie sprachen sich in kurzer Folge auch die Herren Wiefelspütz, SPD, Rüttgers, CDU, und – ist der Zirkus noch so klein, die Grünen müssen mit hinein – Frau Claudia Roth aus. Frau Roth machte den weitergehenden Vorschlag, den feierlichen Akt der Deutschwerdung durch die Aushändigung eines Grundgesetzes mit Goldschnitt zu erhöhen. Das kam nicht überraschend. Wer Claudia Roth je in Brokatlametta gewirkt das großdeutsche Bayreuther Wagner-Festspielhaus betreten sah, schaute nie mehr betreten zu Boden, wenn sie sich wieder zu Geschmacksdingen geäußert hatte.

Haben Menschen, die wie Stoiber, Söder, Schönbohm, Beckstein, Schröder, Schily, Merkel, Benneter, Wiefelspütz, Rüttgers und Roth mangels anderer Möglichkeiten bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihr ganzes Deutschland mit gewaltbereiter Liebe umschlingen müssen, nicht Mitleid verdient? Nein. Die sind alle schon groß und hatten Zeit genug, aus ihrem Leben, von mir aus auch in diesem Land, etwas Sinn- und Liebevolles zu machen. Sie haben aber nur Patriot gelernt und müssen darum deutsche Politiker sein.

Weil das jedoch eine schmerzhafte Existenz ist, sollen auch möglichst viele andere Leute zu spüren bekommen, wie weh es tut, ein richtiger Deutscher wie sie zu sein oder zu werden. Jetzt die einbürgerungswilligen Ausländer. Verfassungseid, förmliches Bekenntnis zu den Grundwerten, feierliche Zeremonie, Übergabe eines Grundgesetzes mit Goldschnitt. Warum nicht die Hymne auswendig singen? Alle Präsidenten aufsagen? Wenigstens sich ein bisschen an der Fahne reiben? Alles, was zivilisierte Deutsche eben so machen.

Herr Stoiber hat gesagt, wir müssen den Ausländern richtiges Deutsch lernen. Das ist damit gemeint. FRITZ ECKENGA